Das Vorhaben ist vor Jahren an der mangelnden Bereitschaft von Investoren gescheitert. Aber auch hier ist die Zeit vorangeschritten – und die Dinge sind nicht mehr so teuer, wie sie einmal waren. Man kann heute sehr smarte Wege gehen. Die Idee haben wir nicht fallen lassen. Vielmehr warten wir noch auf den richtigen Zeitpunkt. Es steht sogar in unserem Vertrag mit RTL II, dass "Welt der Wunder" eines Tages diesen Sender machen will – idealerweise zusammen mit RTL II.

Haben Sie ein Konzept für einen Sender parat?

Eigentlich haben wir ja schon ein Gefäß: die technische Plattform wdwip.tv, auf der wir unsere wissenschaftlichen Beiträge streamen. Für das Angebot haben wir eine eigene Rundfunklizenz. Aktuell laufen dort Programmschleifen. Aber im Grunde könnte wdwip.tv auch auf Kabel und Satellit hochgeschaltet werden. Wir haben die Plattform, hinzu kommt seit Kurzem unser HBBTV-Videoportal. Wir haben schon alle Medien, die einen Sender begleiten – nur den Sender selbst noch nicht. Im Grunde umschleichen wir das Kernprodukt Fernsehen.

"Welt der Wunder" gibt es online, ein Magazin ist zu haben – gibt es über den jüngsten Spross "Wissensshow" hinaus weitere Ideen, die Marke zu verlängern?

Die nächste Wissensshow läuft am 12. April auf RTL II. Darüber hinaus haben wir sehr viele Ideen. Wir denken beispielsweise sehr intensiv darüber nach, wie wir das iPad als Medium für "Welt der Wunder" nutzen können. Die Form, die ich mir vorstelle, gibt es für das iPad noch nicht. Wir müssen daher selbst entwickeln und programmieren. Für wdwip.tv haben wir damals auch ein Live-Streaming konzipiert und sogar ein oder zwei Patente darauf angemeldet.

Wissenschaft ist ein weites Feld und steht heute für vieles. Wie wirkt sich das auf die Marke "Welt der Wunder aus"?

Wir passen uns thematischen Trends an. Die letzten Jahre waren sehr stark von "Alltagswissen" geprägt. Der Zuschauer interessiert sich immer mehr für das, was ihn direkt umgibt – sei es in seinem Garten oder in seiner Arbeit. Aktuell liegen wir wohl ganz gut im Rennen, wenn wir bei "Welt der Wunder" back to the roots gehen – wieder größer, weiter und wunderbarer werden. Es besteht ein großes Bedürfnis beim Publikum, sich weit, weit weg führen zu lassen. Es gibt viele Orte, die man noch bereisen kann – sogar im eigenen Körper.

Hört sich aufwändig an. Wie passt das zu schrumpfenden TV-Budgets?

Wir müssen natürlich sehen, wie wir das hinbekommen. Alles in allem ist es für uns aber leichter geworden, weil uns die Rechte an "Welt der Wunder" gehören und wir sie mehrfach verwerten können. Das gibt es nur sehr selten in der Produktionsbranche. Als ProSieben uns die Rechte 2005 angeboten hat, haben wir natürlich sofort zugeschlagen – auch wenn es teuer war. Es war klar: So macht Produktion Sinn, um später mit dem Material auf verschiedenen Verbreitungsplattform wirklich neue Dinge umsetzen und mehr verdienen zu können.

"Welt der Wunder" ist bei ProSieben groß geworden, 2005 dann aber zu RTL II umgezogen. Welche TV-Heimat ist denn kuscheliger?

Auf jeden Fall die bei RTL II, weil der Sender akzeptiert und unterstützt, dass wir die Marke verwerten. Daran hat auch RTL II Anteil. Bei ProSieben glaubte man damals, wir würden die Marke im Alleingang vorantreiben. Ich muss allerdings festhalten: Wir haben ProSieben in einer Zeit hinter uns gelassen, als ein anderes Management am Ruder war. Damals hatte die Sendergruppe merkwürdige Ziele und verhielt sich gegenüber Produzenten äußerst taff. Mittlerweile stellt sich die Situation im Sender wieder ganz neu dar und betrifft mich nicht mehr.

Die Verbindung mit RTL II scheint eine sehr intensive zu sein. Haben Sie weitere gemeinsame Pläne?

Wir haben durchaus weitere Pläne für neue Formate. 2010 haben wir auch die "Welt der Wunder"-Prime-Serie gestartet – mit drei Ausgaben. Das wollen wir in diesem Jahr fortsetzen, um Themen für Erwachsene aufgreifen zu können, die nicht ins Nachmittagsprogramm und das Familienumfeld passen. Hier suchen wir noch nach einem Sendeplatz für vier bis fünf Filme. Vielleicht wird daraus auch eine neue Reihe.

Wie passt der RTL-II-Claim "It’s fun" zu Wissenswertem?

Sehr gut – Wissen kann viel Spaß machen! Verpackung und Auftritt des Senders sollen Lebensfreude ausstrahlen – bei einem Themenspektrum von A bis Z. Aber das ist auch unser Anspruch: Wir dürfen bei all den ernsten Wissensthemen den Faktor Unterhaltung nicht vergessen.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.