Werbung ist für viele Menschen ja der Aufreger schlechthin im Fernsehen: zu laut, zu lang, zu unpassend. Was würden Sie daran ändern?

Erstens sollte man nie vergessen, dass Werbung immer dann am besten funktioniert, wenn sie selbst wie ein kleiner Film funktioniert, Selbstironie beweist und das Publikum nicht für blöd hält. Gute Werbung sieht man sich auch gern an, bei schlechter schaltet man weg. Zweitens sollte wieder klar sein, dass auf einem Sender das Programm die Hauptsache ist und die Werbung der Gast, nicht umgekehrt. Werbung wird immer aufdringlicher und versaut durch immer neue Präsenzformen mehr und mehr den Spaß am Fernsehen, das geht nach hinten los. Wenn ein Spot zu laut und unsensibel daherkommt und sich dort breit macht, wo er nicht hin gehört, hat er von vornherein beim Zuschauer verloren, weil er ihn verärgert hat.

Welcher Spot hat Ihnen zuletzt wirklich gut gefallen?

Das Traurige ist, dass die meisten wirklich tollen Spots nur bei Werbefilmfestivals oder im Internet zu sehen sind. Eine Superidee fand ich den Amazing Nokia Lift und die TNT-Werbeaktion in Belgien, aber die kenne ich alle nur aus dem Internet.

Und welcher hat Sie zur Weißglut gebracht?

Ich schreie immer laut bei Carglass oder Seitenbacher, beim Bratmaxe-Song könnte ich verstehen, wenn jemand zum Mörder wird. Und wahrscheinlich würde das Gericht sogar auf Notwehr erkennen.

Früher sind die Leute für die „Cannes-Rolle“ ins Kino gegangen. Haben sich die Zeiten geändert oder die Werbung?

Was gut ist, schaut man sich immer noch gern an, und ich moderiere ja schon seit ein paar Jahren das Spotlight-Festival, bei dem auch die besten Spots gezeigt und vom Publikum bewertet werden. Da sieht man, dass die Menschen gute Werbung sehr wohl zu schätzen wissen. Nur langsam bekommen sie halt auch mit, wenn sie nicht mehr ernst genommen und einfach nur verarscht werden.