In weiteren Beschwerden ging es um die Abbildung von Leichenteilen im Trümmerfeld. Hier gab der Presserat nicht den Beschwerden statt. Diese Fotos sind nicht unangemessen sensationell, urteilte der Ausschuss. Ursula Ernst kommentiert dazu: "Die Fotos dokumentieren eindringlich die schreckliche Dimension und die Folgen des Ereignisses. Sie sind noch akzeptabel, da kein Opfer erkennbar ist und die abgebildeten Situationen nicht unangemessen in der Darstellung hervorgehoben werden."

Übrigens: Auch der viel kritisierte islamkritische Kommentar der "Bild am Sonntag" von Ende Juli stößt dem Presserat auf. Der von "BamS"-Vizechef Nicolaus Fest verfasste Text verletze den Pressekodex, teilt das Gremium mit und erteilt eine Rüge. Die Grenze der Meinungsfreiheit werde "deutlich überschritten, indem alle Muslime unter einen Generalverdacht gestellt werden", sagt Ernst. "Die Angehörigen der Religion fühlen sich verständlicherweise diskriminiert." Mehr als 200 Leserbeschwerden seien beim Presserat dazu eingegangen.

In dem Kommentar vertrat Fest die Ansicht, der Islam sei ein Integrationshindernis. Unter anderem war die Rede von "totschlagbereiter Verachtung des Islam für Frauen und Homosexuelle". Der Artikel hatte bei Lesern und im Internet Empörung hervorgerufen. Zudem distanzierte sich der Springer-Verlag. "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann schrieb etwa: "Bei Bild und Axel Springer ist (...) kein Raum für pauschalisierende, herabwürdigende Äußerungen gegenüber dem Islam und den Menschen, die an Allah glauben."


Autor: Anja Janotta

seit 1998 bei der W&V - ist die wohl dienstälteste Onlinerin des Hauses. Am liebsten führt sie Interviews – quer durch die ganze Branche. Neben Kreativ- und Karrierethemen schreibt sie ab und zu was völlig anderes - Kinderbücher. Eines davon dreht sich um ein paar nerdige Möchtegern-Influencer.