Ein Impulsreferat des finnischen Sanoma-Managers Petteri Putkiranta zeigte eine weitere Entwicklung auf, die "zweite digitale Revolution für Publisher innerhalb weniger Jahre": "Die digitalen Gewohnheiten werden mobil", betonte der Senior Vice President der Zeitung "Helsingin Sanomat" auf den Medientagen München. In Zahlen ausgedrückt: Zwischen 2011 und 2014 haben sich die Abrufzahlen von Inhalten der finnischen Printmarke via Tablet und Smartphone um knapp 1600 Prozent erhöht. Förderl-Schmid fügte hinzu: "Wir erleben gerade die zweite Revolution von Mobile. Da kommt noch vieles, was noch gar nicht absehbar ist!"

Trotz aller Veränderungen im Journalismus, die die Digitalisierung der Welt mit sich bringt, bleiben nach Ansicht von Burda-Verlagsvorstand Philipp Welte die Verlage die letzte Bastion hochwertiger Inhalte. Journalisten würden nach wie vor "einen fundamentalen Beitrag zur Meinungsvielfalt in unserer Demokratie, zur Freiheit der Information und zur Stabilität unserer Republik", wie Welte bereits am Mittwoch auf einem Print-Panel betonte. Der Kern des Verlagsmodells habe sich nicht geändert. "Wir produzieren Inhalte und schaffen durch sie emotionale Bindungen zu Menschen, die wir auf unterschiedlichste Art und Weise monetarisieren." Was sich aber geändert habe, sei das Handwerk: "Wir müssen in unserer Industrie eine neue Dimension von Komplexität managen."

Zumal in bloßen Reichweiten mit Onlinewerbung viele Verleger auch keine Rettung sehen, rückt der Leser nun also wieder in den Mittelpunkt. Die Referenten beim Publishing-Gipfel waren sich insgesamt einig, dass die User künftig stärker an der Finanzierung beteiligt werden müssen. "Die Menschen sind durchaus bereit, Geld für Journalismus zu bezahlen, auch die jungen Menschen", sagte der Geschäftsführer der Nordwest Medien, Ulrich Gathmann. Auch er forderte Qualität ein: "Die Produkte müssen junge Menschen so begeistern, dass sie dafür zahlen!" Andere Vorschläge lauteten, dass die Zeitungen vor allem mit ihrem Pfund des Regionalen wuchern und dort für versierte digitale Inhalte Geld verlangen sollten.

Gegen staatliche Hilfen für Tageszeitungen hat sich auf den Medientagen München übrigens der Erste Vorsitzende des Verbandes Bayerischer Zeitungsverleger, Andreas Scherer, ausgesprochen. "Wir kommen alleine klar", sagte Scherer bei den Medientagen München. "Ein freier Journalismus gedeiht dann am besten, wenn die politischen Einflusskräfte möglichst weit entfernt sind von der Redaktion." Um auch in Zukunft Qualitätsjournalismus finanzieren zu können, seien allerdings positive Rahmenbedingungen für fairen Wettbewerb erforderlich. Dies betreffe etwa das Urheberrecht, das Leistungsschutzrecht und den Steuersatz für digitale Angebote.

ps/mp


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.