
Springer dominiert OC&C-Ranking:
So digital sind deutsche Medienhäuser
Springer, ProSiebenSat.1, Burda oder Ströer: Sie sind laut OC&C Strategy inzwischen sehr starke Player im E-Commerce und Digitalgeschäft.

Foto: Axel Springer
Mit E-Commerce-Erlösen rund um Reisen, Preisvergleiche, Partner- oder Jobbörsen oder auch Erotikshops verdienen deutsche Medienunternehmen immer mehr. Und der Anteil der Digitalerlöse am Gesamtumsatz steigt – auch aus diesem Grund – weiter an. Das sind zentrale Ergebnisse der jährlich aktualisierten Analyse der Unternehmensberatung OC&C Strategy Consultants zu den digitalen Aktivitäten deutscher Medienhäuser.
Die Details, die in die OC&C-Studie "Gute Saat, goldene Ernte" einfließen:
- Die größten deutschen Medienhäuser verstärken 2016 ihre Investitionen in "nicht-markenbezogene" Online-Aktivitäten. Die betrachteten Verlage und TV Sender steigern ihre Engagements in digitale Geschäftsmodelle mit 13 Prozent mehr Online-Aktivitäten.
- B2C-Paid Content und B2B-Services sind die am stärksten wachsenden Geschäftsmodelle. "Zudem nutzen die meisten Medienhäuser mittlerweile professionelle Strukturen, um digitale Unternehmen in ihrer Frühphase zu identifizieren und zu fördern", heißt es bei den Beratern.
- Dickschiff ist Axel Springer: Das Verlagshaus hält 2016 mit einem Nettozuwachs von elf Beteiligungen bei 19 Zugängen das größte Portfolio mit insgesamt 90 Online-Aktivitäten. Springer erweitert die erfolgreiche Kategorie "Rubriken" mit neuen Plattformen wie Care Ship, Book A Street Artist oder Traum-Ferienwohnung. Die größte Investition hat der Berliner Medienkonzern in den USA getätigt und für eMarketer über 200 Millionen Euro in die Hand genommen.
- Einen Nettozuwachs von jeweils zwölf Beteiligungen verbuchen ProSiebenSat.1 sowie Ströer im OC&C-Ranking. Beide Medienhäuser zählen auch hinsichtlich der Anzahl an Online-Aktivitäten zu den führenden Unternehmen.
- ProSiebenSat.1 hat mit 83 Beteiligungen das zweitgrößte Portfolio der untersuchten Medienhäuser. Die Münchner bauen das Portfolio quantitativ vor allem mit E-Commerce-Angeboten wie Foodist, Vitafy oder Asana Yoga aus. Das größte Investment der Unterföhringer waren indes gut 100 Millionen Euro für die Übernahme von 50 Prozent plus einer Aktie der Hamburger Parship Elite Group im Bereich Online-Dating.
- Ströer (44 Beteiligungen) folgt hinter Burda (46 Beteiligungen) mittlerweile auf Platz vier der "digitalintensiven" Medienhäuser, wie es in der Analyse heißt. Der mittlerweile größte deutsche Digital-Vermarkter konnte einige große Deals in Deutschland verbuchen: Anfang des Jahres wurde mit der OMS Vermarktungs GmbH ein Schwergewicht der Digitalvermarktung übernommen.
Zudem hat Ströer in Beteiligungen wie Statista, Stay Friends und Asam Kosmetik investiert.
- Der digitale Anteil an Umsatz und Gewinn wächst bei fast allen Unternehmen. Herausragend auch hier: Axel Springer. Das Berliner Medienhaus erlöst mittlerweile 62 Prozent des Umsatzes und 77 Prozent des Ebitda-Beitrags durch das Digitalgeschäft. "Das sind auch international Spitzenwerte, die nur vom südafrikanischen Medienunternehmen Naspers mit einem Anteil von 67 Prozent des Umsatzes aus den digitalen Aktivitäten übertroffen werden", ordnet Michael Rzesnitzek, Partner bei OC&C und Co-Autor der Studie, die Entwicklungen ein.
- Auch Burda mit einem digitalen Umsatzanteil von 51 Prozent sowie Ströer (30 Prozent) und ProSiebenSat.1 (26 Prozent) erzielen demnach "signifikante Umsatzanteile mit Online-Aktivitäten und treiben so ihr Geschäft voran".
- Die Kehrseite: Optionen für große Deals in Deutschland werden nun laut OC&C seltener. "Daher schauen sich die Unternehmen nach alternativen Investitionsfeldern um: Verstärkte Auslandsinvestitionen sowie zuvor weniger beachtete Kategorien wie Technical Support & Platforms stehen zunehmend im Fokus" heißt es.
Andreas von Buchwaldt, Partner bei OC&C und Co-Autor der Studie, schränkt für die skizzierte Entwicklung ein:
"Der Großteil des Wachstums geht auf das Konto der digital schon sehr aktiven Medienhäuser. Die Schere zwischen den aktiven und abwartenden Playern geht daher immer weiter auseinander."
Seit 2007 untersucht OC&C die Entwicklung der Online-Aktivitäten der großen Mediengruppen auf dem deutschen Markt. Hierbei werden alle Beteiligungen und Investitionen aufgenommen, die Medienunternehmen im digitalen Bereich getätigt haben und die keinen direkten Bezug zu den Medienmarken aufweisen.