Mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preisträger Brinkbäumer hätte sich am Ende die Print-Redaktion durchgesetzt. Es muss auch wieder Ruhe bei dem Wochenblatt einkehren: Anfang nächsten Jahres will das Nachrichtenmagazin seinen Erscheinungstag von Sonntag auf den Samstag vorziehen. Auf Hochtouren laufen derzeit die Vorbereitungen für eine neue Imagekampagne, um mehr Leser und Anzeigenkunden zu gewinnen. Doch diese Kampagne kann nur fruchten, wenn klar ist, wer den "Spiegel" künftig führt. Weitere Querelen an der Spitze würden die Werbekunden nur verunsichern.

Mit Brinkbäumer stünde ein Mann an die Spitze, der in der Print-Redaktion beliebt ist. Dies ist wichtig, zumal der gedruckte "Spiegel" immer noch 80 bis 90 Prozent des Erlöses zum Verlag beisteuert. So entscheidet die verkaufte Auflage über das wirtschaftliche Schicksal des Verlagshauses an der Ericusspitze. Online spielt hier bislang noch eine untergeordnete Rolle.

Brinkbäumer gilt zudem als exzellenter Blattmacher. Er kam 1993 im jugendlichen Alter von 26 zum Nachrichtenmagazin. Jahrelang war er als Reporter im Ausland tätig. Anfang 2011 rückt er als Textchef unter dem geschassten Ex-Chefredakteur Georg Mascolo in die Chefredaktion und steigt Monate später zum Vize auf. 2007 bekam für seine Reportage “Die afrikanische Odyssee” den Henri-Nannen-Preis. Zudem hat er sich seine Sporen an der "Spiegel"-Spitze eigentlich schon verdient: Bis zu Büchners Start beim "Spiegel" wurde die Printredaktion des Magazins zwischenzeitlich geführt von den beiden stellvertretenden Chefredakteuren, Brinkbäumer und Martin Doerry. In diese Zeit im Sommer 2013 fielen einige der auflagenstärksten Ausgaben der vergangenen Jahre.

Wie auch immer: Der neuen Führung steht eine schwere Aufgabe bevor. Sie muss trotz erheblicher Widerstände versuchen, Print und Online zusammenzuführen. Doch auch andere schwere Entscheidungen sind zu treffen. Dazu gehört die Personalie Nikolaus Blome, Mitglied der "Spiegel"-Chefredaktion. Büchner hatte den ehemaligen Vize-Chef der beim "Spiegel" ungeliebten "Bild"-Zeitung geholt. Doch mit dieser Entscheidung hatte der frühere dpa-Chefredakteur kurz nach seinem Amtsantritt bereits für den ersten Eklat gesorgt.

Büchner übrigens wirkt ganz cool. In seinem Twitter-Profil zitierte Büchner am Donnerstag den Schriftsteller Samuel Beckett mit den Worten: "Ever tried. Ever failed. No matter. Try Again. Fail again. Fail better" (Immer versucht. Immer gescheitert. Einerlei. Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.)