Sinnlos und beschämend findet das "Nachtreten" zumindest der Journalist Christian Jakubetz, der in einem Kommentar für den Branchendienst Newsroom.de schreibt: "In den meisten Teasern und Überschriften wird Schnibbens Text als ‚Abrechnung" bezeichnet, was ziemlich euphemistisch ist. Tatsächlich hat noch nie in Deutschland ein Chefredakteur einen böseren Fußtritt als Abschiedsgeschenk mitbekommen."

Er ordnet das Stück als "Schnibben-Rant" ein – als Hasstirade einer zutiefst gekränkten Edelfeder. Für eines aber sei dieser Text gut: "Man hat jetzt eine wirkliche Ahnung davon, was sich innerhalb dieser Redaktion aufgestaut haben muss. Da geht es schon lange nicht mehr um fachliche Auseinandersetzung", urteilt Jakubetz. In jeder Zeile Schnibbens spiegele sich wieder, "wie tief am Ende auch die persönlichen Gräben gewesen sein müssen". Auch teilt Christian Jakubetz – wie zuvor etwa Wolfgang Blau - gegen Medienjournalisten aus, die sich im Fall Büchner "instrumentalisieren lassen" hätten. Sein Fazit: "Die ‚Spiegel‘-Oper war eine öffentliche Aufführung." Allerdings auch eine, aus der der "Medienjornalismus als der eigentliche und sehr peinliche Verlierer" hervorging, wie "Guardian"-Digitalstratege Blau bei Twitter schrieb.

Nochmals die Fakten: Chefredakteur Wolfgang Büchner und Geschäftsführer Ove Saffe verlassen den "Spiegel". Bis auf Weiteres sollen die beiden Vize-Chefs, Klaus Brinkbäumer und Clemens Höges, die Chefredaktion des Nachrichtenmagazins übernehmen. Wie und in welcher Konstellation am Ende die Führungsspitze tatsächlich aussieht, ist demnach noch offen.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.