Lesetipp:
Spieß umgedreht: Wenn Journalisten NSA spielen
Geheimdienstchef überwacht: In der Schweiz schildern Reporter der "Wochenzeitung", wie sie im NSA-Stil einen Spion verfolgen. Ein Lesetipp.
Edward Snowden hat uns die Augen geöffnet. Seit Monaten sickern immer mehr Informationen darüber durch, wie der US-Geheimdienst NSA unsere gesamte Kommunikation über Funk, Festnetz und Internet weltweit durchleuchtet. Doch wie wäre es, wenn der Spieß umgedreht würde? Was, wenn Journalisten als Vertreter der vierten Macht im Staat die Abhörer abhören würden? Ein Schweizer Team der "Wochenzeitung" hat das Projekt "Gegenspionage" gewagt. Das "Opfer": der eidgenössische Geheimdienstchef Markus Seiler. Unter der Überschrift "Der überwachte Überwacher" schildern die Reporter Dominik Gross und Jan Jirát, unterlegt mit Bildern von Cyrill Daepp, die Hatz auf einen Mann, der keinen Eintrag im Telefonbuch hat.
Auf die Spur gekommen sind die Journalisten dem Spionage-Boss so: "Aus den Medien wissen wir, dass Seiler in Spiez lebt. Im Telefonbuch steht er nicht. Auf die genaue Adresse stossen wir über eine einfache Google-Suchabfrage mit den Begriffen ‚Markus Seiler‘ und ‚Spiez‘. Diese führt zur reformierten Kirchgemeinde, wo Seiler als Personalverantwortlicher aufgeführt ist, notabene mit seiner Büronummer als Kontaktangabe. Haben Spiezer Schäfchen etwas auf dem Herzen, wählen sie die Hotline in den NDB. Die fokussierte Suche über den Google-Operator ‚site:refkirche-spiez.ch‘ und den Namen Seiler bringt uns ans Ziel: An fünfter Stelle erscheint die gesuchte Adresse: XXXstrasse 35." Der Glauben ist es ergo, der in Seilers Leben Spuren hinterlässt.