Mag sein, dass dies alles nicht zählt. Denn zeitgleich, so scheint es, wurde Marianne Dölz auch immer wieder entmachtet. Hatte sie nicht einst den Vertrieb verantwortet? Weg ist er. Ist sie nicht Vermarktungs-Chefin aller VHB-Titel? Bis zuletzt? Es heißt, dass sich dies jetzt geändert hätte: Gabor Steingart habe klar signalisiert, dass er als neuer Geschäftsführer die Titel "Handelsblatt" und "Wirtschaftswoche" zukünftig selbst vermarkten wolle. Ob das so ist, werden wir in den nächsten Tagen sehen. Und wenn Herr Steingart etwas wolle, dann zähle das was in der Verlagsgruppe Handelsblatt - heißt es. Denn Steingart stößt bei der Familie Holtzbrinck stets auf große Gegenliebe, da drüben, im beschaulichen Stuttgart, etwas oberhalb der Großbaustelle Stuttgart 21, in der Werastraße 21, wo die Chefschreibtische stehen.

Klar, wo Großbaustellen nicht weit sind, da werden Menschen gebraucht, die einem Perspektiven aufzeigen. Und die zeigt Gabor Steingart auf. Seine neuesten Pläne beweisen es - wie jüngst im großen W&V-Interview angekündigt. Da sprach er von Investitionen im Digitalbereich, der Gründung des Handelsblatt Research Institute, neuen Veranstaltungsformaten sowie Kommunikationsangeboten. Jetzt am Freitag hieß es euphorisch: Die VHB beschleunige ihr Innovationstempo. Und geradezu euphemistisch umschrieb er den Personalabbau von 80 Mitarbeitern, was zehn Prozent des Verlags entspricht. Eine Perspektive zeigt auch Steingarts etwas skurril wirkendes Original-Zitat vom vergangenen Freitag: "Wir verstehen uns nicht mehr nur als klassisches Verlagshaus, sondern als Gemeinschaft zur Verbreitung des wirtschaftlichen Sachverstandes."


Autor: Jochen Kalka

ist jok. Und schon so lange Chefredakteur, dass er über fast jede Persönlichkeit der Branche eine Geschichte erzählen könnte. So drängt es ihn, stets selbst zu schreiben. Auf allen Kanälen.