Die Bilanz der anderen Privatsender fällt teils sehr bitter aus: ProSieben hält sich im Juni recht tapfer bei 9,9 Prozent, Schwester Sat.1 geht mit vielen Wiederholungen gegen König Fußball mit 8,5 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe unter. Recht stabil zeigt sich der Kölner RTL-Zögling Vox mit 6,8 Prozent Marktanteil, der ProSiebenSat.1-Sender Kabel eins kann mit 5,1 Prozent bei den Jungen nicht mithalten. RTL II hat es wohl unter anderem seinem neuerdings starken Vorabend mit der Facebook-affinen Reihe "Berlin - Tag & Nacht" zu verdanken, dass er den EM-Monat Juni mit 5,9 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen abgeschlossen hat.

Noch ein Blick auf das erste Halbjahr: Beim Gesamtpublikum liegt das ZDF nach den ersten sechs Monaten in der Publikumsgunst gleichauf mit RTL, dem Quotengewinner von 2010 und 2011: Das Zweite aus Mainz hat aber erst in den letzten Juni-Tagen - auch dank der Fußball-EM - zum Privatsender aus Köln aufgeschlossen. ZDF und RTL kommen beide im ersten Halbjahr auf durchschnittlich 12,7 Prozent Marktanteil. Die ARD liegt mit 12,5 Prozent auf Rang drei. Zur Info: Im vergangenen Jahrzehnt haben alle drei Sender noch im Schnitt eine 14 oder eine 13  vor dem Komma gezählt; diese Zeiten sind vorbei. RTL punktet dieses Jahr mit Formaten wie "Dschungelcamp" und "DSDS", die allerdings 2011 noch viel besser beim Publikum abgeschnitten hatten. Beim ZDF sind neben dem Fußball die TV-Filme am Hauptabend ein Quotenbringer gewesen. Freude auf niedrigem Niveau: Der Münchner Sender Tele 5 freut sich mit 1,3 Prozent Marktanteil sowohl in der Zielgruppe 14 bis 49 Jahre als auch in der neuen Referenz-Gruppe 20 bis 59 Jahre über das "beste Halbjahr" seit Bestehen.

RTL rechnet indes mit magereren Zeiten: Die großen deutschen Fernsehsender haben nach Ansicht von Senderchefin Anke Schäferkordt ihren Zenit erreicht oder gar überschritten. Im Zuge der Digitalisierung werde der Markt durch eine Flut neuer Angebote immer kleinteiliger, sagt sie der "Welt am Sonntag". "Wenn TV-Zuschauer je nach Empfangsart die Wahl haben zwischen weit über 100 Kanälen, ist es schlicht unrealistisch, dass mehrere Sender dauerhaft deutlich zweistellige Marktanteile haben", sagt sie. Auch für ihren Sender schraubt Schäferkordt die Erwartungen herunter.

Kompensation könnte bald (in Teilen) aus dem Internet kommen – hier werden zumindest schon einmal IPTV-Quoten demnächst von der AGF gemessen. Wie der W&V-Schwestertitel "Kontakter“ in seiner aktuellen Printausgabe berichtet, bringt beispielsweise die Fußball-EM der ARD Rekordzahlen bei den Abrufen von Live-Stream-Angeboten. Drei Mal ist dabei die Zahl der Online-Abrufe von 400.000 während der Spiele geknackt worden. So sind beim Spiel Deutschland gegen Dänemark beim ARD-Livestream im Internet 402.439 Unique Viewer registriert. Diese Größe gibt die Zahl der Geräte wieder, über die der Livestream empfangen wird. Auch verlagert sich die Nutzung - so hat die Halbfinalbegegnung zwischen Deutschland und Italien am Donnerstag beim Public Viewing einen neuen Rekord erbracht: Rund sieben Millionen verfolgten das im Ersten übertragene Spiel etwa in einer Kneipe oder auf einem öffentlichen Platz. Das hat das Meinungsforschungsinstitut  Infratest dimap im Auftrag der ARD in einer repräsentativen Befragung ermittelt.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.