Warner Bros. ITVP Deutschland:
"Viele neue Chancen dank Youtube, aber TV bleibt das Ziel"
Das Produktionshaus Warner Bros. ITVP Deutschland - einst bekannt als Eyeworks - profitiert in Zeiten des Wandels vom neuen internationalen Eigner. Ein Gespräch mit Geschäftsführer René Jamm.
Die Film- und Fernsehgesellschaft Warner Bros. ist seit dem Frühjahr auch namentlich mit einer eigenen TV-Produktion in Deutschland präsent. In Köln firmiert, produziert und konzipiert die frühere Eyeworks nun als Warner Bros. ITVP Deutschland GmbH. Bereits bekannte Reihen und Serien wie die ZDF-Krimis "Wilsberg" und "Marie Brand", "Die Lottokönige" (WDR) oder der "Bachelor" für RTL kommen nun aus den deutschen Warner-Studios.
Der Name mag ein anderer sein – die Formate und Auftragsproduktionen sind die gleichen. Die Mitarbeiter zum größten Teil auch. Wie Geschäftsführer René Jamm, der – anders als sein bisheriger Kollege Martin von Winterfeld – an Bord geblieben ist. Der erfahrene Autor, Producer, Executive Producer und Produzent ist seit Herbst 2009 an Bord.
Erst war Jamm ein überzeugter Eyeworker, nun ist er ein überzeugter Warner. Das gibt der Produktionskenner im Gespräch mit W&V Online offen zu. "Weil der Zeitpunkt der Übernahme Anfang 2014 ein guter war, zumal sich Eyeworks verändern musste. Und Warner ist ein Käufer, der dem deutschen Team seine kreative Freiheit lässt", begründet Jamm seine Begeisterung für die neuen internationalen Eigner.
Doch Warner Bros. ist auch mit einer klaren Strategie auf Einkaufstour gegangen: Die Gruppe will sich im lukrativen Rechtemarkt weltweit nicht mehr nur als Produktionshaus für fiktionale Stoffe präsentieren. Bekannt vor allem für Comedy- und Dramaserien, soll durch Integration von Unternehmen wie Eyeworks auch die non-fiktionale Unterhaltung zu einer tragenden Säule der Marke werden. Der Fokus liegt hier auf lokalen Produktionen in den einzelnen Ländern im Bereich Dokusoap oder auch Show. Eyeworks passte da genau ins Konzept – stand und steht das Haus doch für Formate wie "Henssler - der Restauranttester" auf RTL oder "Bares für Rares", nachmittags im ZDF.
Jamm fühlt sich angenommen von der Marke Warner. "Es ist zu spüren, dass die Warner-Gruppe die Deutschen inzwischen als Ideengeber für neue TV-Formate sehr schätzt und braucht", erzählt der deutsche Manager des Konzerns. Er könne sich "auf Augenhöhe" mit den anderen im Netzwerk austauschen, im "kreativen Miteinander" öffne sich die Tür "komplett". Will heißen: Warner Deutschland speist Ideen ins Network ein und kann mit der Unterstützung des Produktionsriesen rechnen. Im Gegenzug kann die deutsche Dependance auf Künstler aus dem internationalen Warner-Reich zugreifen. Oder das deutsche Warner-Team profitiert von den Drittrechten an Warner-Produktionen, die in den internationalen Vertrieb gehen. Es geht noch weiter: "Wir streben an, im Verbund non-fiktionale Stoffe zu entwickeln", betont René Jamm. Für ihn ist das ein wichtiger Punkt, zumal Produzenten heute bei all der Konkurrenz im Markt immer stärker ins Risiko gehen und mit aufwändigen Piloten um TV-Plätze pitchen. "Es tut wirklich gut, stärker aufgestellt zu sein", räumt Jamm ein.
Angesprochen auf das offensichtliche neue Selbstvertrauen der Produzenten, bestätigt René Jamm die steigende Nachfrage nach Inhalten, beflügelt von Streamingdiensten wie Amazon Instant Video. Auch die Herangehensweise von Sendern wie ZDFneo, die regelmäßig zum Pitch um Sendeplätze bitten, tut Jamm zufolge der Branche gut. Von ihm kommt ein "klares Lob fürs Konzept" des digitalen ZDF-Senders, der den Mainzern auch als Testlabor dient. Doch – für Jamm bleibt das klassische Fernsehen der Leuchtturm der Bewegtbildunterhaltung: "Wir haben viele neue Chancen dank Youtube, aber ein TV-Sender als Abnehmer von Produktionen bleibt das Ziel und ist etwas Besonderes." Hilfreich ist der neue Markt aus Jamms Sicht auf jeden Fall: "Clips, die bei Netflix und Konsorten gut laufen, haben die Chance auf großes TV."