Webradiomonitor 2016:
Webradio boomt, kämpft aber mit Hürden
Die Zahl der Angebote steigt, ebenso die Zahl der Nutzer von Webradio. Das verleiht den Netz-Sendern auch medienpolitisches Gewicht.
Die Zahl der Angebote steigt, ebenso die Zahl der Nutzer von Webradio. 10.139 Onlineradioangebote hat die Marktstudie Webradiomonitor 2016 erfasst - so viele wie noch nie. Davon sind 7686 User Generated Radiostreams oder kuratierte Playlists und 2.453 Webradioangebote.
53 Prozent der untersuchten Webradioangebote bieten Formate für spezielle Zielgruppen und Musikrichtungen, 47 Prozent eher klassische Radioformate für breitere Zielgruppen. Und es geht nicht nur um Musik: 41 Prozent der befragten Online-Audiohörern hören Nachrichten im Web.
Die Ergebnisse des Webradiomonitors werden am 26. Oktober auf den Medientagen München von der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), dem Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) und dem Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) vorgestellt.
Die Initiatoren freuen sich über die "beeindruckende Vielfalt" der Webradioangebote und die steigende Relevanz. Siegfried Schneider, Präsident der BLM, stellt fest, dass die Angebote "für die Nutzer, die Marktbeteiligten und die Medienpolitik immer mehr an Bedeutung" gewinnen.
Streaming wächst rasant
Der gesamte Audio- und Musikkonsum, einschließlich Radio- und Webradio-Nutzung, findet bei den befragten Online-Audiohörern ab 14 Jahren zu 48 Prozent online statt, vor allem Live-Radio- und Musikstreamings. Aufschluss über die Reichweiten gibt die MA 2016 Audio, die gestern erschienen ist und um Digitalangebote erweitert wurde. Was allerdings der Fokusgruppe Audio im BVDW noch nicht weit genug geht (W&V berichtete).
Die Anbieter verzeichneten dem Webradiomonitor zufolge im vergangenen Jahr mehrheitlich Anstiege sowohl bei den Streaming- als auch bei den On-Demand-Abrufen. Dabei erfolgt fast jeder dritte Abruf (32 Prozent) über mobile Geräte. Bis 2018 rechnen die Anbieter im Schnitt mit einem weiteren Anstieg der Streaming-Abrufe um rund 20 Prozent pro Jahr und insbesondere mit einem starken Anstieg der mobilen Abrufe. Sie sollen 2018 bereits 45 Prozent des Gesamtvolumens ausmachen.
Herausforderungen: Rechte und Datenvolumen
Auf der anderen Seite bedeutet das jedoch, dass es klare Regeln für den sich entwickelnden Markt, Zugang und Auffindbarkeit braucht, sagt Klaus Schunk vom VPRT und Geschäftsführer von Radio Regenbogen: "Aus unserer Sicht ein klarer Auftrag an die Politik."
Die größten Hindernisse für die weitere Marktentwicklung sind aus Sicht der befragten Online-Audioanbieter die hohen Gebühren für Rechte und Lizenzen (75 Prozent), die begrenzten Datenvolumina bei Mobilfunkverträgen (74 Prozent) und die mangelnde Verfügbarkeit von mobilem Internet (47 Prozent). Als weitere Herausforderung werden die Etablierung einer Reichweitenmessung (20 Prozent) und die mangelnde Auffindbarkeit über Suchmaschinen und Drittplattformen (18 Prozent) genannt.
Dementsprechend werden die weiteren Entwicklungen rund um Netze, Endgeräte und Plattformen für besonders erfolgskritisch erachtet. Als wichtigste Faktoren für eine positive Entwicklung werden Flatrates (79 Prozent), ein leistungsfähigerer Mobilfunk (74 Prozent), bessere WLAN-Verfügbarkeiten (73 Prozent), Audio-Streamings im Auto (71 Prozent), Audio-Home-Anlagen (57 Prozent), stationäre WLAN-Radios (54 Prozent), smarte TV-Geräte (43 Prozent) und stationäre Hybrid-Geräte (41 Prozent) genannt.
Der Webradiomonitor 2016 wurde im Auftrag der BLM, des BVDW und des VPRT durch das Berliner Forschungsinstitut Goldmedia durchgeführt. Neben Webradio- und Online-Audioanbietern wurden in diesem Jahr erstmals auch Online-Audiohörer in Deutschland online befragt.