Wo Kabel-eins-Chef Marc Rasmus ansetzt

Dass Kabel eins das vergangene Jahr mit einem neuen Tiefstwert von 3,4 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum und mit dem Verpassen der 5-Prozent-Hürde bei den werberelevanten 14- bis 49-Jährigen abgeschlossen hat, führt Senderchef Marc Rasmus unter anderem auf den Wegbruch des Quotengaranten Hanken und einer Ermüdung langjähriger Vorabend-Formate wie "Achtung Kontrolle!" zurück. Aber auch auf die immer stärkere Performance der jüngsten Sendergeneration mit Kabel-eins-gleichen Fictionklassikern.

Rasmus will Kabel eins wieder über 5 Prozent bringen – stellt die Wende aber für 2019 in Aussicht. Erst muss der Geschäftsführer wie alle anderen Privat-TV-Manager das öffentlich-rechtliche Sportjahr wegstecken.

Marc Rasmus will die Marke Kabel eins auf dem Weg zurück aber nicht neu erfinden. Im Gegenteil: Der Münchner TV-Manager bleibt dem Motto "Fernsehen ohne Schnickschnack" treu. Sein Sender stehe "für ehrliche Kost und Kultspielfime", so Rasmus. Glaubwürdig und Ehrlichkeit als Senderattribute sollen noch mehr in die Waagschale geworfen werden. Die Marke wird neu aufgeladen.

Was am Vorabend passieren wird

Bei Fiction und Serien will Rasmus im bekannten Stil vorsichtig einzelne Neueinkäufe mit Klassiker-Potenzial sichten. Besonders wichtig sind aber die Eingeproduktionen und vor allem - die Vorabendschiene. Sie sei 2017 "zusammengeklappt", wie Marc Rasmus einräumt. Langläufer kamen unter die Räder, neue Versuche wie die Auktions-Produktion "Schätze unterm Hammer" floppten. Selbst die Kochreihe "Gekauft, gekocht, gewonnen" mit Kabel-eins-Liebling Frank Rosin konnte erst einmal nicht für mehr Dampf in der Access Primetime sorgen.

Mit Rosins Vorabendformat auf dem 18-Uhr-Sendeplatz will es Marc Rasmus nochmals versuchen. Ein Feinschliff und eine zweite Pilot-Staffel sollen zeigen, ob das Rezept nicht doch greift. Hoffnung dürfte dem Kabel-eins-Team die Rückkehr des Dauerbrenners "Mein Lokal, Dein Lokal" machen. Seit Ex-"Kochprofi" Mike Süsser die Performance der Restaurantbesitzer bewertet, läuft die 18-Uhr-Schiene wieder "bei um die sechs Prozent und damit deutlich über Schnitt", wie der Kabel-eins-Geschäftsführer betont.

Nun muss noch die 19-Uhr-Schiene gerade gebogen werden – ein wichtiger Hebel für die Marktanteile am Hauptabend. "Achtung Kontrolle!" funktioniert zwar noch und zeigt sich aktuell ein wenig erholt, ist aber nach 10 Jahren on Air ausgereizt. Daher baten Rasmus und sein Team zum Jahresstart nach eigenen Angaben 15 Produktionshäuser zum Vorabendpitch.

80 Ideen kamen, an rund 10 Formatideen wird derzeit konkret weitergearbeitet. Die ersten Sendungen sollen im zweiten oder dritten Quartal pilotiert werden. Was funktioniert, könnte später auf dem 18.00- oder 19.00 Uhr-Sendeplatz im Wechsel zu den derzeit laufenden Formaten eingesetzt werden.

Der hohe Wert der Dienstags-Primetime

Daneben legt Rasmus viel Wert auf die Dienstags-Primetime, neben dem Sonntag mit seinen Eigenproduktionen der erfolgreichste Abend und zugleich der "teuerste" in der Kabel-eins-Sendewoche. Hier setzen nicht nur Giesel und Meta Productions an, um für Kabel eins vor der WM noch in 4 neuen Folgen vor Abzockern zu warnen.

Auch die "Trucker Babes" kommen wieder und mit ihnen "400 PS in Frauenhand", die schon 2017 an vier Sonntagabend überdurchschnittlich viele Zuschauer überzeugten. Ab 8. April drehen sie in 6 neuen Folgen ihre Runden auf deutschen Autobahnen – mit bereits bekannten und neuen Brummi-Lenkerinnen.

Jana ist Fernfahrerin, ein "Trucker Babe".

Jana ist Fernfahrerin, ein "Trucker Babe".

Auch arbeitet Kabel eins derzeit an einem neuen, aufwändig produzierten Medizinformat. Für die neue Doku-Serie "Die Klinik" wurde 100 Tage lang am Klinikum Frankfurt-Höchst gedreht. Zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr werden Zuschauer von Kabel eins in vier 90-minütigen Episoden ungewöhnliche Einblicke in das Klinikleben erhalten – erzählt von den Protagonisten selbst: vom Chefarzt, über den Pflegeschüler, bis hin zur Reinigungskraft. 

Produzent Janus setzte dabei neben fest installierten Kameras auch Drohnen, GoPros oder Bodycams ein. "Intensiv und direkt, dabei feinfühlig und ruhig erzählt" sei das Format geworden, das Marc Rasmus den Zuschauern im späteren Sommer ans Herz legen wird.

Werbeumfeld weiter gefragt

"Genügend Stoff für ein helleres Feuer", kommentiert Marc Rasmus die Neuerungen - ohne das Konzept der Verlässlichkeit von Kabel eins zu verlassen. Ein Konzept, das auch die Werbekunden über die Jahre zu schätzen gelernt haben. Der ProSiebenSat.1-Sender gilt als gut planbares Umfeld. Die Einbuchungen seien weiter sehr stabil, lässt Senderchef Rasmus durchblicken.

Ach, ja: Kabel eins ist seit einiger Zeit eine Senderfamilie. Kabel eins Doku für Männer zwischen 40 und 64 Jahren startete im zweiten Halbjahr 2016. Laut Rasmus, der seit 2017 den Sender mitverantwortet, entwickelt sich der Ableger gut. Mit 0,5 Prozent Marktanteil bei den Werberelevanten sei eine "psychologisch wichtige Grenze" erreicht.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.