
Amir Kassaei fordert Entschuldigung vom ADC Deutschland
Nach der Wahl Amir Kassaeis zum Präsidenten des Art Directors Club of Europe (ADC*E) bahnt sich handfester Krach zwischen ihm und dem deutschen ADC an. Dessen Präsidiumssprecher Jochen Rädeker kritisiert ungewöhnlich scharf Kassaeis Unvermögen als einstiger Vorstand des ADC. Jetzt schießt der DDB-Kreativchef zurück. Auch Präsidiumskollegen von Rädeker zeigen sich "not amused".
Nach der Wahl Amir Kassaeis zum Präsidenten des Art Directors Club of Europe (ADC*E) bahnt sich handfester Zoff zwischen Kassaei und dem deutschen ADC an. Dessen Präsidiumssprecher Jochen Rädeker kritisiert jetzt ungewöhnlich scharf Kassaeis Unvermögen als einstiger Vorstand des ADC. Dieses Amt hatte der DDB-Kreativchef 2008 für zehn Monate inne, schmiss dann aber wegen Differenzen mit Vorstandsmitgliedern hin. Via "Horizont" wirft Amtsnachfolger Rädeker Kassaei jetzt vor, er sei "krachend gescheitert, weil ihm der Atem für die Detailarbeit gefehlt hat".
Kassaei, im Hauptberuf weltweiter Kreativchef von DDB, will das nicht auf sich sitzen lassen: "Jochen Rädeker sollte aufpassen, was er sagt: Er und seine Vorstandskollegen nutzen das von mir entwickelte Programm aus dem Jahre 2008 und versuchen es umzusetzen und als ein eigenes Werk zu verkaufen. Ich erwarte vom ADC Deutschland und seinem Vorstand eine offizielle Entschuldigung."
Die Konfrontation überrascht, schließlich hatte der deutsche ADC federführend Kassaei als Präsidentschaftskandidat für den ADC*E ins Spiel gebracht. Man erhofft sich, mit dem bekannten Werber an der Spitze die schlafende Marke ADC*E mit Leben zu füllen und den Wirtschaftsfaktor Kreativität gegenüber Politik und Unternehmen auf Europa-Ebene zu stärken.
Bereits kurz nach Bekanntwerden von Kassaeis Drei-Punkte-Programm ließ der ADC für Deutschland wissen, dass man die Öffnung gegenüber Personen für Unsinn hält. Rädeker: "Die Idee Amirs, den ADC*E für einzelne Mitglieder zu öffnen, wird weder vom ADC Deutschland mitgetragen noch erscheint sie sinnvoll: Der ADC*E ist der Dachverband der nationalen Clubs, keine Konkurrenzveranstaltung. Also sind die nationalen ADC-Mitglieder im Prinzip längst Mitglied im ADC*E – und finanzieren ihn übrigens auch. Eine separate Mitgliedschaft ist da überflüssig – und den Club der Champions gibt es auch schon: Das sind der ADC Deutschland und seine Schwesterverbände."
Im Gespräch mit W&V betonte Kassaei, er wolle nicht in Konkurrenz zu nationalen Clubs treten. Die Diskussion ist eröffnet.
Zeit dafür hat das ADC-Präsidium am morgigen Freitag in Stuttgart. Dann trifft sich die Führungsrunde des Kreativclubs in den Agenturräumen von Präsidiumsmitglied Johannes Milla. Jochen Rädeker hat sich bis jetzt noch nicht dazu geäußert, ob er sich entschuldigen will. Präsidiumskollegen finden jedenfalls die Schlagzeilen alles andere als hilfreich. "Die Schuster haben die schlechtesten Schuhe", sagt Hans-Peter Albrecht auf Anfrage. "Amir fängt erst an. Das sind alles Pläne, die es zu diskutieren gilt. Das Projekt ADC*E und Amir waren konstruktiv und produktiv gemeint", so der Münchner. Da habe wohl irgendjemand etwas "in den falschen Hals bekommen".
Nicht erfreut zeigt sich Albrecht auch über Rädekers Schelte bezüglich der wenig leistungsfähigen Struktur des ADC of Europe mit Sitz in Barcelona. Dort wird auch der jährliche Kreativwettbewerb ausgetragen, das Aushängeschild der Dachorganisation von 20 nationalen Verbänden. "Die Leute dort arbeiten für wenig Geld und sehr engagiert auf höchstem Niveau", meint Albrecht.
Mehr zu den Plänen des neuen ADC*E-Präsidenten lesen Sie in der aktuellen W&V Nr. 24/2012.