Amir Kassaei rechnet mit ADC-Kollegen ab
Klartext von Kassaei: Im W&V-Interview sprach der Kreativstar über seinen Rückzug aus dem ADC-Vorstand und die Eitelkeit der Branche: "Es gibt Menschen, die ihre Seele für ein Amt verkaufen würden".
Nach nicht mal einem Jahr tritt Amir Kassaei von seinem Amt als Vorstandssprecher beim Art Directors Club für Deutschland (ADC) zurück. Aus seinem Spanienurlaub äußert sich der Chefkreative der DDB Group Germany exklusiv im W&V-Interview über die Gründe.
Vermutungen, sein Rücktritt sei eine Kurzschlussreaktion gewesen, weist er zurück: Er habe seinen Posten "nicht aus Lust und Laune hingeschmissen", sondern er hätte das Gefühl gehabt, Teile des ADC-Vorstands stünden nicht mehr hinter seinem Programm. An einem konkreten Punkt - so war die Finanzierung des Kongresses BIC in Berlin Anlass für eine emotional geführte Diskussion innerhalb des Vorstandes - will Kassaei seinen Rücktritt nicht festmachen: "Mir geht es darum, dass man keine Einzelbausteine betrachtet, sondern die Gesamtstrategie und das Gesamtengagement des ADC. Eine von einer Gesamtstrategie abgeleitete Themenführung und Aktionsplan fand leider in den seltensten Fällen statt."
Kassaei fordert, in den wirtschaftlichen schwierigen Zeiten Prioritäten zu setzen. Dazu zählen für ihn nur der ADC-Wettbewerb und die Förderung des Nachwuchses: "Alles andere ist in Zeiten von zurückgehenden Einnahmen Kür, die man sich erst leisten sollte, wenn die Pflicht in der größtmöglichen Qualität und ohne wirtschaftliche Nachteile absolviert ist."
Seinen Vorstandskollegen stellt Kassaei kein gutes Zeugnis aus: "Ich habe von Anfang an gesagt, ich bin leider für so ein Amt nicht doppelbödig oder windig genug. Die Mitglieder wussten das und wollten genau das. Eine klare Strategie, Inhalte statt Politik und eine Neuausrichtung. Wenn Teile des Vorstandes das nicht sehen und leben wollen, dann muss man konsequent sein. Es gibt Menschen, die in so einer Situation ihre Seele für ein Amt verkaufen würden, auch die, die sich jetzt als Kritiker des ADC und meiner Person aufspielen, und es gibt mich. In unserer Branche gibt es leider zu viele egomanische Selbstdarsteller, die nicht wirklich Substanz mitbringen." Kassaei hofft, sein Rücktritt werde "wie ein Befreiungsschlag" wirken.
Das komplette Interview lesen Sie in der aktuellen W&V (EVT 13. August).