Unsere Cannes-Juroren: Alex Schill
Erst die Clio Awards in New York, jetzt die Cannes Lions in Frankreich: Der Chefkreative der Serviceplan-Gruppe ist ein gefragter Juror.
Alexander Schill ist im Award-Stress. Vor zwei Wochen erst durfte er in New York bei den Clio Awards als Jurypräsident über die Design-Preise urteilen, an diesem Wochenende fliegt er nach Shanghai, um einen Grand Prix bei den New York Festivals abzuholen. Anschließend geht es direkt weiter nach Cannes. Dazwischen drängen sich Kunden- und Präsentations-Termine.
In Cannes wird der Chefkreative der Agenturgruppe Serviceplan sicher nicht zur Ruhe kommen. In „seiner“ Wettbewerbssparte Promo & Activation gilt es 1595 Einreichungen zu bewerten. „Für mich ist diese Kategorie neben den Titanium & Integrated Lions die wichtigste“, sagt der 41-Jährige. „Sie ist deutlich spannender als die sehr klassischen Kategorien wie Print oder TV.“
Schill geht davon aus, dass sich der Markt weiter stark drehen wird – weg von reinen Coupon-Arbeiten und hin zu promotionalen, aktivierenden Kampagnen. Als Beispiel nennt er die vielfach ausgezeichnete Kampagne „Best Job in the World“, die Film, Anzeigen und Online-Maßnahmen zum Bestandteil hatte, letztlich aber eine Promotion-Kampagne ist. „Die beste und spektakulärste Werbung der Welt ist Promotion. Wir werden Ideen aus allen Kanälen zu sehen bekommen“, ist Schill überzeugt.
Die Einreichungen wird sich der Wahlhamburger, der seit Juli 2008 das gesamte kreative Produkt der Agenturgruppe mit ihren Niederlassungen in München, Hamburg und Berlin verantwortet, wie ein „ganz normaler Verbraucher“ anschauen: „Entweder die Idee packt mich beim Herzen oder nicht. Da hilft dann auch keine rationale Erklärung mehr.“
Der frühere Chief Creative Officer von Springer & Jacoby war 2006 bei Serviceplan als Geschäftsführer eingestiegen, um ein neues Office in Hamburg aufzubauen. Und um Serviceplan als feste Größe unter den Top-Kreativagenturen zu etablieren. Diesem Ziel ist der Kanadier Schill, Sohn einer in Kanada aufgewachsenen Südamerikanerin und eines Schwaben, einen großen Schritt näher gekommen. Auch die Award-Ausbeute 2010 kann sich bislang sehen lassen.
Einen heißen Löwen-Anwärter hat Serviceplan mit dem liebevoll gestalteten Bang-&-Olufsen-Geschäftsbericht im Rennen, der u.a. jüngst bei den Clio Awards mit Gold bedacht wurde. Große Lion-Chancen könnte auch eine Arbeit für Lego haben, bei der via Mailing 20 Lego-Steine inklusive Hinweis auf die Website legosigns.com verschickt wurden. Die zusammengebauten Steine konnte der Adressat in seine Web-Kamera halten – das Ergebnis ließ sich dreidimesional betrachten und konnte direkt bestellt werden (legosigns.com).
International sieht Alex Schill zum Beispiel in dem „Auditorium“-Event von Heineken Potenzial für einen Goldenen Löwen (Agentur: JWT Mailand). (https://www.youtube-nocookie.com/embed/tEqJV1acgN4). Arbeiten wie diese zeigen aber auch, dass die bei Kreativwettbewerben übliche Einteilung nach Medienkategorien nicht mehr funktionieren. „Ist das jetzt ein Event, Promo, ein Viral, PR oder eine Media-Idee?“ fragt Schill. Er findet diese Trennung nicht mehr zeitgemäß: „Wir müssen die Katgorien neu überdenken und uns mit Ideen beschäftigen, und nicht mit der Frage, ob die Arbeit im richtigen Kanal eingereicht wurde“, kritisiert der 41-Jährige.
Ein paar Kollegen dürfen ihn nach Cannes begleiten – und auch Kunden der Serviceplan-Gruppe werden vor Ort sein. „Das größte Ziel ist, Kunden nach Cannes zu bekommen“, sagt Schill. „Für mich ist Cannes das Festival, das die Benchmark neu setzt und inspiriert.“
Als Juror ist er bereits zum zweiten Mal dabei, 2005 saß er in der TV-Kategorie. „Es ist eine große Ehre, ein zweites mak als Juror dabei zu sein", sagt der Hanseat. „Aber egal ob als Juror oder als Gast bin ich jedes Mal wieder demütug und inspiriert zugleich, wenn ich von Cannes zurückkomme und gesehen habe, was alles möglich ist.“ Das wird dieses Jahr vermutlich nicht anders sein.