Das sehen die TV-Vermarkter anders. Sie haben Bewegtbild-Content und vermarkten es im Netz über inStream-Werbung. Was stört Sie daran?

Wir sind einer der größten Distributoren von Bewegtbild im deutschen Internet, wir vermarkten beide Formate. Ich gönne jedem Kollegen sein Geschäft, zumal wir eben auch selbst Pre-Rolls & Co. vermarkten. Aber in diesem Fall ärgere ich mich schon ein bißchen. Ich glaube nämlich nicht, dass es den TV-Vermarktern beim Thema Bewegtbild wirklich um ihr Online-Geschäft geht. Den geschätzten Kollegen vom klassischen TV beispielsweise dürfte es zuallerst um ihr Kerngeschäft gehen, und das liegt nicht im Internet, sondern im klassischen Fernsehmarkt. Natürlich hätten die TV-Plattformen gerne über Videos so etwas wie ein Monopol für Bewegtbild-Werbung. Sie können dann das Angebot verknappen und die Werbepreise erhöhen. Und am Ende behaupten, dass Bewegtbild-Werbung im Internet auch nicht günstiger zu haben ist als im klassischen TV. Das wird man natürlich nicht offen sagen. Aber so sind die Studien dann auch gestrickt oder skurrile Ideen als Argumente überzeichnet.

Wie viel setzt United Internet Media mit Bewegtbild-Werbung um?

Der Umsatzanteil liegt im Branchenschnitt bei unter zehn Prozent, bei steigender Tendenz. UIM liegt darüber. Wir nehmen das Thema Bewegtbild sehr ernst. Wir bieten unseren Kunden darum auch technische Unterstützung an, etwa bei der Umwandlung in Flash-Formate oder bei der bandbreitenoptimierten Auslieferung.

Flash ist für Nutzer von iPads ein Problem.

Das ist derzeit noch eine absolut marginale Größe, die nicht ins Gewicht fällt. Natürlich wird die Zahl der iPad-Nutzer noch steigen. Aber Apple wird sich beim Thema Flash bewegen.

Eine Form der Bewegtbild-Werbung habe ich in Ihrer Studie vermisst: Werbung im Video selbst. Wie stehen Sie dazu?

Das ist sehr interessant, weil die Werbewirkung enorm sein kann. Spielarten wie On-Set-Placement oder Creative Placement können gerade auch im emotionalisierenden Bewegtbild-Bereich sehr gut funktionieren. Allerdings ist der Aufwand relativ hoch. Das ist im Grunde genommen aber ein Kreations-Thema, kein Vermarkter-Thema, weshalb wir das im Rahmen unserer Studie auch nicht weitergehend betrachtet haben.

Da bin ich mir nicht so sicher. Bewegtbild-Werbung könnte sich ja auch dahin entwickeln, dass große Marken ihre eigenen TV-Formate oder Sender im Internet starten. Herr Mateschitz von Red Bull macht das ja vor.

Herr Mateschitz ist eine Ausnahme, er kann und muss auch enorm viel Geld ins Marketing investieren. Es gibt kaum vergleichbare Beispiele. In der Regel werden Marketing-Budgets ja eher gekürzt als ausgeweitet, für gut gemachtes, kundenbindendes Marken-TV dürfte also kaum Geld vorhanden sein. Es gibt auch nicht viele Marken, für die so etwas interessant wäre, denn Marken-TV funktioniert nur über überdurchschnittliche Emotionalisierung in Verbindung mit thematisch hochwertigen und hochrelevanten Inhalten. Wie soll das beispielsweise bei einem relativ austauschbaren Low-Involvement-Produkt wie Haarshampoo funktionieren? Nein, das ist inhaltlich sehr schwer rüberzubringen, und dass Marken zu Sendern werden, wird kaum zum Standardkonzept im Bereich Bewegtbildwerbung werden.