DuMont nennt Verhandlungen über "Frankfurter Rundschau" konstruktiv
Über das heftige Spardiktat, den Wechsel des Mantels nach Berlin und den geplante Stellenabbau will die Mediengruppe M. DuMont Schauberg bis Ende Juni mit Gewerkschaften und Betriebsrat verhandeln.
Die Verhandlungen über die Sanierung der "Frankfurter Rundschau" haben nach Einschätzung der Mediengruppe M. DuMont Schauberg (MDS) trotz mancher Proteste konstruktiv begonnen. MDS-Vorstand Franz Sommerfeld sagt der Nachrichtenagentur "dpa": "Es ist Verständnis dafür zu spüren, dass eine weitere Quersubvention durch die anderen Titel nicht länger akzeptabel ist, um deren Zukunftsfähigkeit nicht zu beeinträchtigen". Die Verhandlungen mit Gewerkschaften und Betriebsrat seien von "großer Ernsthaftigkeit" geprägt und sollten bis Ende Juni abgeschlossen sein.
Die Gesellschafter sind laut Sommerfeld bereit, bis Ende 2013 noch einmal eine zweistellige Millionensumme in die Hand zu nehmen. Wenn man den voraussichtlichen Verlust addiert, kommen dabei leicht 30 bis 40 Millionen Euro zusammen. "Niemand würde für einen Abriss auf Raten so viel Geld aufwenden", so der MDS-Vorstand.
Das umstrittene Sanierungskonzept sieht unter anderem vor, den überregionalen Mantelteil gemeinsam mit der Redaktionsgemeinschaft in der Hauptstadt und dem Schwesterblatt "Berliner Zeitung" zu produzieren. "Nur wenn sich die Redaktionen in Frankfurt und Berlin darauf einlassen, ist die "FR" zu retten", betont Sommerfeld und verteidigt den geplanten Schritt. Alle Beteiligten wüssten, dass dies der entscheidende Versuch sei, die "FR" in ihrer heutigen Erscheinungsform zu erhalten.Bei "FR" und "Berliner Zeitung" stimmten heutzutage schon bis zu zwei Drittel der Artikel in Politik und Wirtschaft überein, ohne dass die beiden Blätter ihre Eigenständigkeit verloren hätten, räumt Sommerfeld ein. Auch "Berliner Morgenpost" und "Welt" praktizierten ein ähnliches Modell und hätten damit überlebt.
Das neue Konzept bringt bei der "FR" schmerzliche Einschnitte: So sollen in Frankfurt am Main unter dem Strich 44 Stellen wegfallen. Grund sind die enormen Verluste des Blattes, das allein im vergangen Jahr ein Defizit von 19 Millionen Euro gemacht hat. Die Eigentümer - neben MDS ist auch die SPD-Medienholding DDVG mit 40 Prozent beteiligt - haben den Umbau am 1. April vorgestellt. Die Mitarbeiter protestieren; der Redaktionsausschuss der "Berliner Zeitung" kritisiert den neuen Kurs in einem offenen Brief an die Chefredaktion.