Im September hat sich herausgestellt, dass Jurgan die Budgets der mächtigen ARD-Tochter offenbar bis ins Jahr 2013 bereits vergeben hat - und das bevor die neue Degeto-Chefin Bettina Reitz im Frühjahr antrat und Jurgan ihr den Platz für die Produktionsverantwortung freimachen musste. Seither kümmert sich der bis dahin mächtigste TV-Produzent Deutschlands - Jahresbudget gut 260 Millionen Euro - um das Lizenzgeschäft der ARD-Tochter. Am 20. September drückte die Geschäftsführung der Degeto in einer offiziellen Stellungnahme ihr Bedauern darüber aus, dass "die Produzenten in naher Zukunft mit einem Produktionsrückgang rechnen müssen". Neue Stoffe könnten möglicherweise erst von 2014 an wieder entwickelt werden. Wie viele Aufträge bereits für 2013 vergeben sind - das sollte die Prüfung ergeben. Offenbar muss die ARD ihrer Tochter noch in diesem Jahr mit 24 Millionen Euro unter die Arme greifen, damit kurzfristige Verbindlichkeiten bedient werden können.

Die Fragen, mit denen sich die Prüfer unter der Leitung von HR-Intendant Helmut Reitze beschäftigen mussten, drehten sich auch um den Umstand, dass zahlreiche Degeto-Produktionen von Jurgan redaktionell im Alleingang verantwortet wurden. Es ging auch um die Frage, ob einige Firmen signifikant öfter beauftragt worden sind als andere. In der Branche heißt es, das könne unter anderem für die Berliner Ziegler Film gelten, die praktisch alle Freitagsfilme mit Christine Neubauer ("Die Landärztin") produziert.

Bitter für die ARD-Tochter: Bettina Reitz steht für einen Neuanfang der Degeto wohl nicht mehr zur Verfügung. Sie soll neue Fernsehdirektorin des BR werden und damit nach München zu ihrem früheren Arbeitgeber zurückkehren. Am 8. Dezember wird BR-Intendant Ulrich Wilhelm vorschlagen, Reitz als Fernsehdirektorin zu benennen. Schön für die Münchner - schlecht für die ARD-Tochter, die Reitz jetzt nach nur wenigen Monaten verlässt. Eigentlich sollte die Managerin schon bei ihrem Antritt die Produktionsfirma auf Vordermann bringen. Jetzt hätte es die Degeto noch viel dringender nötig.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.