Kritik am Führungsstil von Klaus-Peter Schulz
Die Trennung von Vermarktungschef Klaus-Peter Schulz bringt den TV-Konzern ProSiebenSat.1 in eine schwierige Lage. Auch ist die Nachfolge ungewiss. Der Markt reagiert mit gemischten Gefühlen.
Mit dem kurzfristig verkündeten Rückzug von Klaus-Peter Schulz, Sales-Vorstand bei ProSiebenSat.1 und SevenOne-Media-Chef, haben CEO Thomas Ebeling und der Aufsichtsrat die Notbremse gezogen. Markt, Zahlen und Stimmung in der AG sollen zuletzt gegen Schulz gesprochen haben, heißt es.
Schon kurz nach Schulz’ Antritt im Herbst 2008 machten Gerüchte über satte Rabatte die Runde. Seither hat Schulz zwar den Werbemarktanteil der Gruppe auf gut 43 Prozent gesteigert. Branchenkenner rechnen indes damit, dass die Brutto-Netto-Schere weit auseinanderklafft und unterm Strich zum Halbjahr ein kleiner Verlust in den Büchern steht. Die Rabatt-Strategie soll seit Ebelings Antritt im März zu Auseinandersetzungen mit Schulz geführt haben. Schwer gewogen haben dürfte auch Kritik am Führungsstil des 50-Jährigen. Berichtet wird von „autistischem“ Umgang, Sales-Direktoren sollen monatelang auf Termine gewartet haben.
Aus dem Markt kommt jedoch auch viel Anerkennung: „SevenOne war 2008 auf dem Weg, sich in die Flaute zu manövrieren. Klaus-Peter Schulz hat das Boot wieder ins Rennen zurückgebracht“, meint VivaKi-Chairman Michael Bohn. Serviceplan-Geschäftsführer Florian von Hornstein ordnet die Lage in Unterföhring kritisch ein. „Erfolg entsteht normalerweise nicht über Nacht. Und wer schwierigen Projekten nicht die Zeit gibt, die sie brauchen, um gelöst zu werden, muss sich nicht wundern, wenn am Schluss nichts herauskommt“, so der Agenturmanager. Zenith-München-Chef Wolfgang Schuldlos sieht SevenOne in einer schwierigen Situation und findet den Wechsel „schon extrem überraschend“. Er rät bei der Nachbesetzung zu einem „Schwergewicht, das den Markt versteht“.
Vorerst ruhen die Hoffnungen auf dem langjährigen ProSiebenSat.1-Manager Thomas Wagner, 48. Der Geschäftsführer Finance & Administration übernimmt kommissarisch den SevenOne-Chefposten. Christian Wegner wird zusätzlich Geschäftsführer Marketing und Operations. Bewährt sich Wagner, ist zu hören, könnte er den Job dauerhaft machen, gilt er doch als geschätzte Integrationsfigur. Auch der Markt begrüßt die Entscheidung. Jürgen Blomenkamp, CEO der GroupM Germany, spricht von Wagner als „engagiertem, vertrauenswürdigen und verbindlichen Manager“. Die Entscheidung, ihm in der Übergangszeit die Aufgaben von Klaus-Peter Schulz zu übertragen, sei ganz sicher richtig, so Blomenkamp.
Zudem soll sich die AG bemühen, Alex Duphorn früher an Bord zu holen. Er soll eigentlich erst im November von MTV Networks in die SevenOne-Geschäftsführung wechseln.
Autoren: ps/se/tn