Erich Brost hätte dem Verkauf an die Funke-Seite wohl nie zugestimmt, die beiden Familienstämme waren regelrecht verfeindet. Zwar schulde er dem Erblasser Loyalität, so Heinemann. Hätte er jedoch für die Dauer der Testamentsvollstreckung den Verkauf aufgehalten, hätte dies "für das Unternehmen einen mehr als dreijährigen, kaum vertretbaren Schwebezustand bedeutet", begründet er seine Zustimmung, zu der er sich "schweren Herzens" entschlossen habe.

Eine der Voraussetzungen sei auch Grotkamps Zusage gewesen, dass mindestens für ein Jahr keine Konzerngesellschaft weiterverkauft wird, teilt Heinemann mit. Der Verkaufspreis könne "als fair gelten". Der von Axel Springer gebotene höhere Marktpreis habe dagegen nicht realisiert werden können - die Gesellschaftsverträge in der WAZ-Gruppe sehen keinen Verkauf außerhalb der Gründerfamilien vor und hätten nur durch einstimmigen Beschluss aller Gesellschafter geändert werden können.

Klaus Schubries, Bevollmächtigter der Funke-Familien-Gesellschaft (FFG), in der die drei Funke-Familienstämme Schubries, Grotkamp und Holthoff vertreten sind, begrüßt die Grotkamp-Übernahme "ausdrücklich". Er hoffe, "in der Einigkeit, die bei den letzten FFG-Sitzungen praktiziert worden ist" werde es gelingen, die WAZ-Gruppe "erfolgreich in die Zukunft zu führen und weiter zu entwickeln".

Der "dingliche Vollzug" der Transaktion ist laut Anwalt Urban für den 31. Januar vorgesehen. Finanzierende Banken sind die UniCredit Bank, die Bayerische Landesbank und die Deutsche Bank. Laut "Manager-Magazin" finanzieren sie rund 170 Millionen Euro, Martin Brost soll sich angeblich mit einem Darlehen von 60 Millionen beteiligen. Grotkamp selbst zahlt demnach "bar und privat" 270 Millinen Euro.

Die Zeitungsgruppe WAZ ist einer der größten Regionalverlage in Europa. Unter ihrem Dach erscheinen unter anderem 40 Zeitungen ("Westdeutsche Allgemeine"), 175 Publikums- und Fachzeitschriften, rund 100 Anzeigenblätter und 400 Kundenzeitschriften.

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