Die Automobilindustrie ist hierzulande einer der größten Werbekunden. Heißt das auch, dass sie anders werben muss?

Davon bin ich überzeugt. Auch die Art und Weise, wie geworben wird, wird sich in den nächsten Jahren enorm ändern. Bestes Beispiel ist Tesla. Hier haben Sie ein Unternehmen ohne klassisches Werbebudget, ohne Marketingvorstand und ohne Agentur, das es trotzdem schafft, eine Riesenbegeisterung zu wecken und auf Rekordbestellungen kommt. Tesla verzichtet auf klassische Printanzeigen, nutzt lieber die sozialen Medien und streut dort Virales. Elon Musk ist besonders bei Twitter aktiv.

Diese Entwicklung macht sich auch bei den etablierten Marken bemerkbar, die Automobilsalons geraten etwa zunehmend unter Druck. Viele Hersteller überlegen bereits, ob sich die Teilnahme überhaupt noch lohnt. Mercedes-Benz und Audi setzen beispielsweise schon auf eigene Produktpräsentationen im Stil von Tesla und Apple. Generell gilt: Die Digitalisierung wird nicht nur bei der Produktion neuer Autos eine große Rolle spielen, sondern eben auch beim  Marketing.

Für ein Startup wie Tesla ist es doch viel einfacher einen derartigen Hype zu entfachen als für Marken wie etwa BMW, Audi und Mercedes oder nicht?

Sie sollten sich vielmehr umgekehrt die Frage stellen: Warum schafft es eigentlich ein kleiner Player wie Tesla, der über kein großes Budget verfügt, dass sich die Menschen so für die eigenen Produkte begeistern? Gerade weil das Startup Tesla so geringe Ressourcen hat, muss es innovativ werben – das ist Teil des Gesamtkonzepts. Es geht nicht mehr nur um das Produkt, die Hardware, sondern auch um Dienste und Dienstleistungen, die gerade in den sozialen Netzwerken beworben werden.

Was sich die großen Hersteller ebenfalls von Tesla abschauen können: Es braucht Personen mit Visionen, charismatische Persönlichkeiten wie Elon Musk verschaffen dem Unternehmen einen Vertrauensvorschuss. Dass ein anonymer Konzern, der intransparent kommuniziert, nicht mehr möglich ist, sehen wir bei Volkswagen.

Da Sie gerade VW ansprechen: Was halten Sie von der aktuellen Unternehmenskommunikation?

Bei VW weiß man mittlerweile, dass Fehler gemacht wurden. In der Kommunikation nach außen - gegenüber den Verbrauchern und in den USA - hat man zu spät reagiert und es kam zu wenig. Was die Kommunikation nach innen betrifft: Gerade im Fall der Boni für den Vorstand zeigt sich, dass im Konzern keine Einigkeit herrscht. In Krisen wird klar, ob man es schafft, an einem Strang zu ziehen und den Karren aus dem Dreck bekommt. Aktuell fehlt noch jemand, der das Unternehmen wirklich führt. Jemand, bei dem man das Gefühl hat, dass man im Konzern miteinander redet, dass man sich einig wird, bevor man an die Öffentlichkeit geht.

Eine Frage zum Schluss: Sie haben recht viel von Tesla geschwärmt. Hat sich die Frage, bei wem Sie sich Ihren Neuwagen kaufen, damit nicht eigentlich schon beantwortet?

Tesla ist eine Marke, die für mich infrage kommen würde. Der aktuelle Kaufpreis von 100.000 Euro ist jedoch zu teuer für mich. Außerdem produziert Tesla nicht in Deutschland, das fällt für mich auch noch ins Gewicht. Aber ich muss schon zugeben, dass Tesla natürlich Begehrlichkeiten weckt.