Als Nokia Here zur Auktion stellte, war das eine seltene Gelegenheit, einen gut ausgebauten weltweiten Kartendienst zu erwerben. Laut Medienberichten hatte sich Nokia einen höheren Preis erhofft. Zunächst soll es auch viele Interessenten gegeben haben, von chinesischen Online-Konzernen bis hin zum umstrittenen Fahrdienst-Vermittler Uber, der selbst an selbstfahrenden Fahrzeugen forscht. Am Ende blieben jedoch nur die deutschen Autobauer im Rennen.

Here sitzt hauptsächlich in Berlin und hatte Ende Juni rund 6450 Mitarbeiter. Der Kauf habe auch aus industriepolitischer Sicht eine enorme Bedeutung, betonte Wirtschafts-Staatssekretär Matthias Machnig. "Die automobile Wertschöpfungskette wird insgesamt in Deutschland weiter gestärkt. Wichtig ist, dass eine offene Plattform entsteht, die für weitere Hersteller aus Europa offen ist."

Künftig könnten sich damit "intelligente" Autos in Echtzeit gegenseitig vor Staus oder Hindernissen warnen, teilte VDA-Präsident Matthias Wissmann mit. "Das ist ein wesentlicher Schritt hin zu mehr Verkehrssicherheit."

Im ersten Halbjahr stieg der Umsatz von Here als Nokia-Sparte um ein Viertel auf 551 Millionen Dollar (gut 500 Millionen Euro) und es gab einen operativen Gewinn von 28 Millionen Dollar. Im vergangenen Jahr hatte Nokia den Here-Wert um 1,2 Milliarden Euro berichtigt, was beim gesamten Konzern auf die Bilanz drückte.

Nokia wird nach dem Verkauf nur noch aus dem Netzwerk-Geschäft und der "Technologies"-Sparte bestehen, die auch an einer Rückkehr ins Verbrauchergeschäft arbeitet. Der Konzern hatte seine einst weltgrößte Handy-Sparte im vergangenen Jahr an Microsoft verkauft und muss noch bis 2016 warten, bis er seinen Markennamen wieder auf Smartphones nutzen kann.