Und wie funktioniert das Business-Modell?

Das Spiel selbst ist kostenlos. Aber irgendwann kommt der Spieler an einen Punkt, an dem er, um schneller voranzukommen oder einfach noch mehr zu spielen, sich mit richtigem Geld neue Spielmöglichkeiten und –funktionen erwirbt.

Sie haben das Unternehmen in Israel gegründet. Weshalb sind Sie dann in die USA gegangen?

Zum einen haben wir auf Facebook eine Partnerschaft mit Zynga. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass sich im Gaming-Bereich alles hier abspielt. Ich wollte näher an den Markt heran. Ich bin auch schon von Israel aus immer wieder hierhergeflogen. Wenn man dauerhaft vor Ort ist, geht alles viel schneller und besser, weil man weniger unter Druck steht. Und von unserem Büro hier brauchen wir nur sieben Minuten bis zum Zynga-Hauptsitz.

Vermutlich ist es hier auch einfacher, entsprechendes Personal zu rekrutieren.

Genau. Hier hat man einen großen Talent-Pool. Wenn man in München eine Gaming-Firma gründen will, ist das allein vom Personal her schon nicht so einfach. Zwar wollen dann viele für einen arbeiten, auch deshalb, weil es in diesem Bereich nicht so viele Unternehmen gibt. Aber die wenigsten bringen tatsächliche Erfahrungen mit, wie etwa Leute, die schon einmal für Zynga gearbeitet haben.

Welche Erfahrungen haben Sie beim Aufbau Ihres Büros in San Francisco gemacht?

Es ist ein Prozess, der dauert und Geld kostet. Man braucht zunächst einen relativ guten Anwalt, und man muss natürlich zuerst einmal hier eine Firma gründen. Das ist aber eher unproblematisch, denn dafür muss man eigentlich gar nicht vor Ort sein. Ist die Firma gegründet, geht man die Visa-Angelegenheiten an. In unserem Fall erhielten wir ein L-1-Visum, da wir hier ein Tochterunternehmen unserer israelischen Firma gegründet haben. Dieses Visum galt zunächst für ein Jahr, wurde inzwischen aber auch schon verlängert.

Und wie sind Sie an Ihr Office gekommen?

Das Anmieten von Büroräumen ist einerseits unkompliziert, andererseits sind die Mieten recht hoch. Die ganze Gegend hier ist ausgesprochen teuer. In der näheren Umgebung haben sich auch jede Menge Start-ups angesiedelt. Wir haben uns schnell für Shared Offices entschieden. Man mietet einfach einen Büroraum mit ein paar Tischen, und das Haus kümmert sich um die Infrastruktur, vom Internet-Zugang bis zur Reinigung. Das ist dann auch unsere Firmenadresse. Hier saß übrigens auch einmal Instagram. Überhaupt findet man hier viele Start-ups, die sich in einer sehr frühen Phase befinden, und Firmen, die – wie wir – im Ausland einen Sitz haben und nun hier ein Office aufbauen, zum Beispiel auch Start-ups aus Berlin wie SponsorPay.   

Treffen sich deutsche Start-up-Gründer hier eigentlich regelmäßig?

Speziell organisierte Treffen gibt es meines Wissens nicht, aber man kommt relativ schnell in die deutsche Szene hinein. Hier haben einige Venture-Capital-Unternehmen wie T-Venture ein Büro, außerdem gibt es die Büros von Axel Springer und ProSieben. Das finde ich sehr spannend. An der Stanford University existiert zudem ein deutscher Studentenverein. So trifft man immer wieder auf Leute aus Deutschland, nicht nur auf Gründer, sondern auch auf deutsche Mitarbeiter bei großen Silicon-Valley-Unternehmen.  

Von deutschen Start-ups heißt es mitunter, dass sie keine wirklich neuen Ideen entwickeln. Eine ähnliche Kritik gibt es allerdings inzwischen auch an amerikanischen Start-ups. Wie sehen Sie das?

Ich glaube, wir haben einen Punkt erreicht, wo vieles auf Optimierung hinausläuft. Außerdem gibt es eine Bewegung vom Consumer- zum Enterprise-Bereich hin. Start-ups in diesem Bereich sind vielleicht weniger sexy, aber durchaus interessant. Deshalb finde ich diese Aussage, dass keine neuen Ideen entwickelt würden, übertrieben. Sicherlich ist in den vergangenen drei Jahren kein neues Facebook oder Google entstanden. Aber wir leben in einer schnelllebigen Zeit, und bei der Vernetzung, bei Mobile und Gaming tut sich noch sehr viel. Das Schöne hier im Silicon Valley – etwa im Vergleich zu Deutschland – ist, dass die Leute sehr offen sind und immer wieder Neues ausprobieren. Es ist vielleicht eine Mischung aus Naivität und Neugier. Die Leute sind sehr optimistisch. In Deutschland trifft man häufig auf Skepsis und Misstrauen, beispielsweise gegenüber sozialen Netzwerken.

Wie haben Sie diese Skepsis erlebt?

Durchaus schon im Freundeskreis. Unser erstes Produkt war ja ein soziales Netzwerk zum Thema Fußball. Es ging da gar nicht um private Informationen. Deshalb war es für mich erstaunlich, wie viele Leute, auch Freunde von mir, der Sache skeptisch gegenüberstanden. Sie fürchteten um ihre Privatsphäre. Das fand ich schon sehr bezeichnend.

Was sind die nächsten Schritte für RocketPlay?

Wir haben inzwischen viele zahlende Nutzer. Der Industriestandard liegt bei drei bis fünf Prozent. Und das haben wir erreicht. Jetzt geht es ums Wachstum. Gerade führen wir Gespräche mit potenziellen Partnern, die unsere Spiele in den deutschen Markt bringen könnten. Wir sind da selbst nicht aktiv, weil wir unsere Spiele noch nicht übersetzt haben. Allerdings müssen Casino-Spiele natürlich nicht sehr stark lokal angepasst werden. Deutschland ist für uns durchaus ein interessanter Markt, da die Smartphone- und Spiele-Penetration relativ hoch ist. Aber unser Kernmarkt ist derzeit klar die USA. Hinzu kommt, dass es in den USA bislang illegal ist, online zu wetten. Deshalb kommen viele Nutzer zu uns, die zwar kein Geld gewinnen können, die aber die Grafik, den Sound, die Möglichkeit, Slot Machines zu spielen, lieben.  

Gibt es in den USA eine Diskussion über die Zulassung von Online-Gewinnspielen?

Ja. Da gibt es etwas Bewegung, beispielsweise in New Jersey. 2006 wurden in den USA alle Online-Wetten verboten. Davor war das rechtlich eine Grauzone. Jetzt sind die ersten lizenzierten Anbieter in Nevada für Online-Poker live gegangen. Nevada ist allerdings aufgrund der geringen Einwohnerzahl als Markt uninteressant. Das ist allenfalls ein Testcase. New Jersey, das wie viele amerikanische Staaten in finanziellen Schwierigkeiten steckt, will nun aber über Internet-Gewinnspiele Geld in die Kasse bekommen.


Autor: Franz Scheele

Schreibt als freier Autor für W&V Online. Unverbesserlich anglo- und amerikanophil interessieren ihn besonders die aktuellen und langfristigen Entwicklungen in den Medien- und Digitalmärkten Großbritanniens und der Vereinigten Staaten.