Sie haben sich im Juli 2010 zunächst einmal komplett von der Kommentar-Funktion auf Stern.de getrennt. War allein die Qualität der Kommentare der Grund hierfür?

Es war die Verbindung von Anonymität und der damaligen Technologie dahinter: Die Kommentare haben nicht der Qualität entsprochen, die wir uns auf Stern.de wünschen. Häufig gab es innerhalb einer relativ kleinen Gruppe von Usern Diskussionen, die jenseits der normalen Umgangsformen geführt wurden. Die konnten wir mit den vorhandenen Ressourcen und technologischen Möglichkeiten nicht kurzfristig unterbinden und deshalb haben wir einen radikalen Schritt gemacht. Wir haben dann gesagt, dann führen wir lieber erstmal keine Kommentarfunktion, bis wir eine bessere Lösung haben. Ob dann die Kommentarfunktion von Facebook, die wir jetzt testen, diese Lösung sein kann, das wollen wir durch diese Beta-Phase herausfinden.

Wie genau habe ich mir die Kommentarfunktion von Facebook auf Stern.de denn vorzustellen?

Von der Anmutungist es wie eine klassische Kommentarfunktion in die Seite integriert, vom Look & Feel zu hundert Prozent an Stern.de angelehnt. Als Modul ist es durch das Facebook-Logo gekennzeichnet. Wir entscheiden nach redaktionellen Kriterien, an welcher Stelle es eingesetzt wird und an welcher nicht. Weil es aus unserer Sicht einfach Themen gibt, die zum Dialog einladen und andere, da macht es relativ wenig Sinn. Das System beinhaltet außerdem Community-Management-Funktionen.

Sie testen gerade sehr viel. Stern.de ist Partner des Google-Bezahlsystems One Pass..

Auch hier arbeiten wir bewusst skalierend, nach dem Paradigma Trial & Error, wir probieren Dinge lieber erst mal im kleinen Maßstab aus und lernen durch das Umsetzen. Das ist ein Test mit einem Partner. Es wird weitere geben. Es gibt verschiedene interessante Micropayment- Systeme oder DRM-Systeme, die wir testen werden. Der Kern der Aufgabe liegt vor allem darin, herauszufinden was die Nutzer wollen und welche Systeme am besten zur Wertschöpfung beitragen.

Googles One Pass kam direkt nach Apples neuem Abo-System heraus. Ist Ihre Teilnahme an dem Test auch eine Art Protest gegen Apple und dessen Bedingungen an die Verlage?

Die zeitliche Koinzidenz lag nicht in unserer Hand, auf den Launchtermin hatten wir keinen Einfluss. Dass Google solch ein System launchen würde, ist ja schon vor über einem Jahr angekündigt worden. Google hat ein aus unserer Sicht sehr smartes und flexibles Modell geschaffen, das für den Vertrieb digitaler Inhalte sehr gut passt.