Lukas Kircher: "Nicht sofort in jeden Kommunikationskanal springen"
Was ändert das iPad an der Kommunikation von Unternehmen? Löst das iPad das gedruckte Kundenmagazin ab? Medienexperten wie Designer Lukas Kircher diskutierten darüber im Literaturhaus München. W&V war dabei.
Ein wenig provokativ hatte die Akademie des Deutschen Buchhandels unter dem Motto „iPad über alles“ in das Literaturhaus München eingeladen. Die Kommunikation von CP-Inhalten mobil und online zu steht im Mittelpunkt.
Die ersten Referenten gaben Entwarnung: Nein, es sei nicht richtig, sofort in jeden neuen Kommunkationskanal zu springen. „Vielmehr muss ich fragen, welcher Kanal löst welches Kommunikationsproblem? Welche Zielgruppe will ich erreichen und wie gelingt das am besten“, sagte Lukas Kircher, Geschäftsführer der Berliner Agentur KircherBurkhardt. Noch gebe es viel zu wenige Tablet-PCs. Die Software, um aus klassischen Print-Systemen heraus Apps zu produzieren, sei noch nicht weit genug. Nichtdestotrotz arbeitet das MediaLab der Agentur für Verlage und andere Unternehmen an Apps, die im kommenden Jahr online gehen werden.
Kircher bezeichnete das iPad als „verführerische Grundlage für Inhalte“, Das Gerät sei wie geschaffen dafür, um auf interaktive Weise komplexe Stories sinnlich zu erzählen. Auch für das Marketing sei der Tablet-PC hoch interessant, da unterschiedliche Medien verschmelzen: das Kundenmagazin mit dem Katalog für den spontanen Kauf, das Fachbuch mit dem Portal für aktuelle Infos. Großes Potential sieht Kircher im e-Learning auf dem Tablet-PC. Die Agentur entwickelt derzeit eine App, die ein Kundenmagazin, einen Training für die Mitarbeiter und eine Verkaufsunterstützung beeinhaltet. „Zwischen Berater und Kunden steht nicht mehr der PC. Gemeinsam beugen sie sich über das iPad. Das schafft eine ganz andere Situation“, berichtet Kircher. Vielleicht erklärt das, warum Kunden den Tablet-PC für glaubwürdiger als den Computer halten, fast so glaubwürdig wie Papier.
Auch für Social Media gilt: Die Unternehmen sollten die Kommunikation auf diesen Kanälen verfolgen. Ob sie selber daran teilnehmen, ist von den Kommunkationszielen und der Zielgruppe abhängig. Das machte Tobias Uffmann von der Medienfabrik Gütersloh deutlich. Bevor eine Firma auf Facebook oder Twitter aktiv werde, brauche sie eine Strategie: Was und wen will sie erreichen? Passt der Dialog zum Produkt, zur Kommunikationsstrategie und zur Unternehmenskultur? Prinzipiell ist mit Twitter und Facebook eine Menge möglich: Die Lufthansa twittert Angebote, die Telekom Service im Notfall, Bayer rekrutiert Nachwuchskräfte und die Deutsche Bahn vertickt die so genannten „Chef-Tickets“. „Social Media zu ignorieren, ist keine Option. Wie stark sich ein Unternehmen aber engagiert, muss jeder genau überlegen“, sagte Uffmann. Schließlich sei der Antwortkanal immer impliziert. Da müsse man auch Kritik oder gar negative PR aushalten können.