SZ-Interview:
Microsoft-Chef Illek übt Selbstkritik: "Da reicht nicht nur eine Kampagne"
In einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" räumt Microsofts Deutschland-Chef Christian Illek Versäumnisse im Smartphone-Geschäft ein. Der Ex-Telekom-Marketer sieht beständiges Werben als eine passende Strategie.
Microsofts Deutschland-Chef Christian Illek räumt in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" Fehler in wichtigen Geschäftsfeldern ein: "Wir sind zu spät zur Party gekommen. Microsoft ist zu spät ins Geschäft mit den Smartphones eingestiegen. Aber wir haben auch einen Vorteil: eine einheitliche Oberfläche, die auf allen Geräten läuft, auf dem PC, dem Tablet und dem Smartphone. So muss sich der Kunde nicht immer wieder neu orientieren", so Illek im Gespräch mit der SZ. "In der Wahrnehmung der Kunden steht Microsoft für den PC, nicht für das Smartphone. Das wird sich aber ändern, wenn die Leute unsere Geräte ausprobieren", schiebt er nach.
Der ehemalige Telekom-Marketingchef zieht hierbei einen Vergleich mit dem IP-TV-Produkt Entertain seines Ex-Arbeitgebers, dessen Wachstum auch erst nach einer Weile angezogen habe. "So etwas braucht seine Zeit. Da reicht nicht nur eine Marketingkampagne im Weihnachtsgeschäft", sagt Illek. Die Frage nach der mangelnden Coolness der Geräte kontert er: "Am Ende des Tages gewinnt das beste Gerät mit der besten Software - und den besten Anwendungen. Cool sein allein reicht nicht."
Der Jahresendspurt ist ganz besonders wichtig für Microsoft: Die neuste Version des Betriebssystems Windows, die Variante 8.1, kam soeben heraus. Ebenso soll die Neuauflage des Tablets Surface endlich zum Durchbruch in dem Markt der Flachcomputer verhelfen. In Deutschland fährt Microsoft seit Mitte Oktober einen neuen TV-Spot für das aufgepeppte Betriebssystem, das nun wieder eine Art Start-Button vorweist. Die Kampagne stammt von den Kreativ-Agenturen Crispin Porter & Bogusky und Wunderman.
Laut US-Medienberichten hat der Konzern ehrgeizige Pläne und will im Weihnachtsgeschäft 16 Millionen Windows-Tablets verkaufen. Deshalb stecke das Unternehmen allein in Handelsmarketing-Aktivitäten rund 400 Millionen US-Dollar.