Facebook-Gründer Mark Zuckerberg kennt diese Strategie aus eigener Erfahrung: Mit gerade einmal Anfang 20 schlug er eine Milliarde Dollar vom Internet-Urgestein Yahoo aus. Der damalige Yahoo-Chef, Terry Semel, davor eine große Nummer in Hollywood, war schockiert. Heute ist allein der Facebook-Anteil von Zuckerberg über 30 Milliarden Dollar wert.

Später zog die Schnäppchen-Website Groupon die Taube auf dem Dach einem fetten Spatz in der Hand vor - die schnell wachsende Firma lehnte dem Vernehmen nach sechs Milliarden Dollar von Google ab und setzte stattdessen auf einen Börsengang. Die Rechnung ging hier nicht ganz auf: Groupon ist nach einem Einbruch der Aktie derzeit auch nur knapp sieben Milliarden Dollar wert.

Den Machern der Foto-App Everpix, die für Nutzer Fotos aus verschiedenen Quellen bündelte, müssen die aktuellen
Snapchat-Berichte wie blanker Hohn vorkommen. Everpix wurde einst auch als "das nächste große Ding" gehypt, musste jüngst aber schließen, weil es eine Rechnung über 35 000 Dollar für die Datenspeicherung nicht mehr bezahlen konnte. Dabei hatte Everpix sogar 6400 zahlende Kunden und damit im Gegensatz zu Snapchat zumindest schon mal ein Geschäftsmodell. Doch in der verkehrten Welt des Silicon Valley könne das sogar ein Nachteil sein, erklärte Start-up-Blogger Andrew Chen: Es zeigt, dass die Gründer eventuell zu klein denken, statt die Welt erobern zu wollen."

Snapchat meisterte unterdessen jüngst eine erste Vertrauenskrise - nach Berichten, die Fotos seien doch nicht so privat wie versprochen. Die oft recht offenherzigen Bilder würden von den Servern gelöscht, sobald der Adressat sie geöffnet habe, versicherte Gründer Spiegel in einem Blogeintrag.

Aber bis dahin müssten sie eben gespeichert werden, um irgendwann ausgeliefert zu werden. In einigen Dutzend Fällen habe Snapchat solche Bilder schon an die Behörden übergeben müssen. Den Zugang zur Software, mit der man sich die ungeöffneten Schnappschüsse verschaffen könne, hätten aber nur die beiden Gründer. Allerdings haben die Nutzer längst herausgefunden, wie sie länger etwas von den selbstauflösenden Bildern haben - man muss einfach nur schnell genug
sein und einen Screenshot machen. (dpa/Andrej Sokolow)