
Interview:
"Das Problem ist, dass wir unser Gehirn in so vielen Bereichen outsourcen"
Andreas Hock setzt mit seinem Buch "Like mich am Arsch" zu einer Rundumkritik an der digitalen Welt an. Sehr polemisch, mit markigen Schimpfwörtern durchsetzt schreibt sich Hock, Jahrgang 1974, in Rage. W&V Online hat mit ihm gesprochen.
Der Journalist Andreas Hock setzt mit seinem Buch "Like mich am Arsch" zu einer Rundumkritik an der digitalen Welt an. "Wie unsere Gesellschaft durch Smartphones, Computerspiele und soziale Netzwerke vereinsamt und verblödet" lautet daher der Untertitel. Sehr polemisch, mit markigen Schimpfwörtern durchsetzt schreibt sich Hock, Jahrgang 1974, in Rage. W&V Online hat mit ihm gesprochen.
Herr Hock, wie geht es ihrem Blutdruck?
Mein Blutdruck ist normal, danke. Es ist ja auch nicht alles nur ernst gemeint, was in meinem Buch steht. Ich hoffe, den Leser auch etwas zu unterhalten. Daher ist es etwas zugespitzt geschrieben. Der beste Effekt wäre, wenn sich der Leser ein bisschen ertappt fühlen wurde – so war das auch bei mir selbst beim Schreiben.
Hatte das Schreiben auch Einfluss auf Sie?
Ich bin ja kein Abstinenzler, ich benutze mein iPhone und komme nicht ohne das Internet aus – auch für das Buch musste ich online recherchieren. Weil ich selbst betroffen bin, konnte ich mit viel Ironie an das Thema herangehen. Aber es hat mich schon dazu gebracht, zu überprüfen, wie viel Zeit ich in digitalen Medien verbringe. Es ist schon wahnsinnig, was manche Menschen so in die Welt hinauspusten. Muss ich beispielsweise jedes Mittagessen, das ich irgendwo bestelle, posten? Ich brauche das nicht mehr.
Was bringt Sie im Social Web so richtig auf die Palme?
Wenn Menschen gedankenlos alles preisgeben, was nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ist. Wenn Menschen sich zu wenig damit beschäftigen, was mit ihren Daten und vertraulichen Informationen passiert.
Gab es einen bestimmten Anlass für Sie, das Buch zu schreiben?
Ich habe mich über Beobachtungen in meinem persönlichen Umfeld geärgert. Wenn sich vier Menschen zum Essen treffen und dabei nur auf ihr Smartphone glotzen, stört mich das. Auch wenn es eine Art Wettbewerb gibt, wer die meisten Posts, Likes und Freunde hat, ist das für mich nicht nachvollziehbar.
Ihr Buch ist ja eine Abrechnung mit allen möglichen Ausprägungen der Technik und des Internets, mit Facebook, Youtube, Navigationsgeräten, Spielen, Smartphones, sogar Taschenrechnern. Sie lassen an nichts ein gutes Haar.
Der Rundumschlag ist natürlich etwas augenzwinkernd. Aber ich habe mir Gedanken gemacht, was diese vielen digitalen sogenannten Helfer mit unseren Gehirnwindungen anstellen. Nicht alles einzeln ist das Problem, sondern dass wir unser Gehirn in so vielen Bereichen outsourcen.
Haben Sie sich mit dem Buch also einen pädagogischen Auftrag gegeben?
Nein, ich möchte niemanden erziehen. Bestenfalls kann ich Denkanstöße geben, vielleicht wachrütteln und hoffentlich auch zum Lachen anregen.
Dafür, dass Sie die Social-Media-Süchtigen mit ihrer angeblich so kurzen Aufmerksamkeitsspanne erreichen wollen, muss man aber ganz schön viel lesen.
Da kann man nun mal etwas in die Tiefe gehen, mehr als bei einer Google-Suche, bei der man nur über die Treffer auf der ersten Seite schaut. Lesen ist ja nichts Schlimmes…
Das Buch erschien im Riva Verlag, hat 200 Seiten und kostet 14,99 Euro €.