2. "Bei digitalen Arbeiten ist immer das Erlebnis entscheidend - der alleinige Ideenfokus als Maßstab der Bewertung reicht nicht aus."

Dafür müsse sich der ADC erneut und umfassend reformieren. "Die digitale Transformation hat auch die Kreativindustrie erfasst", sagt Zingler. Der ADC müsse sich viel tiefgehender damit befassen. Er fordert: neue, vor allem mehr digitale Kategorien, mehr UX-Experten in den Jurys, vor allem aber: neue Bewertungsmaßstäbe für einen Club, dessen Juryvertreter er als Vertreter einer alten Welt versteht. "Es fällt auf, dass in den Jurys viele sitzen, die die Werbewelt der 90er und frühen 2000er Jahre geprägt haben."

3. "Der ADC hat in der digitalen Welt ein Imageproblem."

Würde sich der ADC hier zeitgemäßer aufstellen, würden sicher mehr Digitalagenturen beim ADC einreichen und mehr Digitalagenturen Nägel gewinnen. Im vergangenen Jahr gab es allein neun Auszeichnungen für das beste Plakat (die Smart-Printkampagne "Parkhäuser" von BBDO Berlin war die erfolgreichste Arbeit 2016), aber kein einziges Mal Gold für Digital. "Da muss man ja zu dem Schluss kommen, dass der ADC Digital als Spezialdisziplin für Liebhaber versteht." Marco Zingler will das ändern, übrigens gemeinsam mit dem ADC: "Mehr Kreative mit digitaler Expertise würden dem Club bestimmt gut tun."

Disrupting Deutschland? Zingler sagt: "Disrupting ADC wäre doch ein guter Start."

Das ausführliche Interview mit Marco Zingler zum ADC-Wettbewerb lesen Sie in der aktuellen W&V (Nr. 47/2016 vom 21.11.).


Conrad Breyer, W&V
Autor: Conrad Breyer

Er kam über Umwege zur W&V. Als Allrounder sollte er nach seinem Volontoriat bei Media & Marketing einst beim Kontakter als Reporter einfach nur aushelfen, blieb dann aber und machte seinen Weg im Verlag. Conrad interessiert sich für alles, was Werber- und Marketer:innen unter den Nägeln brennt. Seine Schwerpunktthemen sind UX, Kreation, Agenturstrategie. Privat engagiert er sich für LGBTQI*-Rechte, insbesondere in der Ukraine.