
Deutscher Social TV Summit:
"Einfach mal Handyvideo ist nicht mehr"
Sagte Daniel Panto von Endemol Shine beim Social TV Summit der BLM. Wie Storytelling mit Videos im Social Web heute geht, diskutierten hochkarätige Gäste.

Foto: BLM
Wo sich ziemlich alle einig sind: Ohne Social Media geht praktisch nichts mehr. Das gilt für Marken und Künstler ebenso wie für Medienhäuser. Der Haken ist dann aber oft: Wie produziert und vermarktet man gute Geschichten zielgruppengerecht für Kanäle wie Youtube, Snapchat und Instagram? Unter dem Motto "Mit Social Storytelling zur Medienmacht?" luden die Bayerische Landeszentrale für neue Medien BLM und die Medientage München am 26. Juni ins Münchner Literaturhaus zum 6. Deutschen Social TV Summit. Debatten und gelungene Beispiele für Social TV inklusive.
Die wichtigsten Erkenntnisse und Trends
1. Produktion für Social Media hat sich professionalisiert
Und zwar unter anderem, weil die Grenzen zwischen TV und Social Web fließend sind. Oder wie Daniel Panto von Endemol Shine es ausdrückte: "Einfach mal Handyvideo ist nicht mehr."
2. Storytelling is King
Wie so oft im Kampf um die Aufmerksamkeit der Zuschauer und Nutzer verschafft es dem Absender Vorteile, wenn er "bewegte und bewegende Geschichten" erzählt, sagte BLM-Präsident Siegfried Schneider in seinem Grußwort. Für Storytelling eigne sich besonders gut Snapchat, sagte Beraterin Virginia Salas Kastilio von Ginicanbreathe.
3. Glaubwürdigkeit spielt eine zentrale Rolle
Authentizität gelingt vor allem mit Instagram Stories, sagte Influencerin Roxana Strasser ("Roxis Ecke"). Schneider betonte die Bedeutung von Transparenz und Glaubwürdigkeit - vor allem aufgrund der bisher mangelnden Werbekennzeichnung in Social Videos. Das betrifft auch die ...
4. Influencer, die klar als Werbepartner auftreten
Wer viele Fans bei Youtube, Instagram, Snapchat hat, wirbt - mal offener, mal beiläufiger - für Produkte und Marken, um sich dadurch zu refinanzieren. Deren Vermarkter, etwa Agenturen wie In Circles oder Reach Hero, sprechen sich ebenfalls für Transparenz aus. Reach-Hero-Gründer Christian Chyzyk sagte, dass Transparenz gegenüber Nutzern und Werbekunden notwendig sei.
5. Scripted Social Stories im Kommen
Bertram Gugel von den Belriner Gugelproductions beobachtete einen rasanten Wandel von "Let's Play"-Videoblogs bis zu heutigen Storylines und Online-Daily-Soaps. Seine These: Künftig werden gescriptete Stories dominieren.
6. Real Life Clips bleiben trotzdem
Youtuber Steve Heng war sich dennoch sicher, dass das Reale immer Bestandteil des Social TV bleiben. Denn: Im Social Web kann jeder produzieren. Apropos Youtube: Der Kanal eigne sich vor allem für Longcontent-Formate, die nicht allein mobil angeschaut werden, riet Michael Petrescu vom Streaming-Kanal Rocket Beans TV.
TV goes Social
Die Fernsehsender sind sich darüber im Klaren, dass es ohne das Social Web nicht mehr geht. So arbeitet etwa Sky Sport mit "Social-Media-Sidekicks" bei Moderationen von Sportereignissen, um die junge Zielgruppen zu gewinnen. TV-Produzent Brainpool wertet alle seine Comedyformate unter der Dachmarke "My Spass" auf Youtube aus. RTL II hat mit You einen Onlinesender mit neuen Formaten geschaffen.
Das liefert nicht automatisch neue Formate fürs lineare Fernsehen: "Videos, die im Social Web laufen, funktionieren nicht ohne Weiteres im TV", sagte Kathrin Ruther vom MDR-Entwicklungslabor. Da fehlt der direkte Austausch.
Printmarken können profitieren
An der Reichweite gemessen, sei Snapchat Discover die erfolgreichste Produkteinführung der Spiegel-Gruppe gewesen, berichtete Torsten Beeck. Selbst harte Themen wie die "Kinderehe" funktionierten, wenn sie die Zielgruppe ansprechen. Für Spiegel Online sind das bei Snapchat Discover meist weibliche Nutzer unter 25 Jahren. Politik geht also auch auf den jungen Kanälen - verbunden mit einer Menge Arbeit statt "Copy & Paste", sagte Beeck.
Die Youtube-Playlist von den Beiträgen des Social TV Summit gibt es hier. Und hier geht's zum Liveblog.