
"Es geht um den Bratwurstjournalismus"
Gegenöffentlichkeit in der Provinz: Die kleine Online-Plattform "Oldenburger Lokalteil" fordert den Print-Monopolisten "Nord-West-Zeitung" heraus. Ein Interview mit "Lokalteil"-Macher Maik Nolte.
Seit März 2011 mischt sich die Stimme des Oldenburger Lokalteils in die Berichterstattung der 160.000-Einwohner Stadt. In dem Ein-Zeitungs-Gebiet wollen die sieben Journalisten und Künstler des Online-Portals für eine größere journalistische Vielfalt sorgen. Es wirkt fast ein bisschen wie bei David und Goliath, wenn man die Klickzahlen des Oldenburger Lokalteils (40.000 bis 50.000 monatlich) neben die der Nord-West-Zeitung (1,88 Millionen) stellt. Dieser Vergleich wäre übrigens prädestiniert für die "Bratwurst der Woche". Was das ist und was die Ziele des Portals sind, erklärt der Journalist Maik Nolte.
Auf dem Bildblog, dem Watchbolg der deutschen Medienlandschaft, sind Sie mit einem sehr unterhaltsamen "Spiel" verlinkt. Die Leser sollen herausfinden, welcher Text die Pressemitteilung ist und welcher in der Zeitung stand. Wie oft spielen Sie dieses "Spiel"?
Es war das erste Mal, dass wir es Spiel genannt haben. Wir weisen immer wieder mal in unserer täglichen Presseschau auf die Fälle hin, bei denen die Lokalzeitugen dem Copy-Paste-Journalismus nachgehen. Wenn wir wollten, könnten wir das Spiel sicher drei Mal pro Woche machen.
Sie wollen also mit Ihrem Portal Oldenburger Lokalteil eine Gegenöffentlichkeit herstellen?
Ja, hier in Oldenburg gibt es lediglich eine Tageszeitung, die "Nord-West-Zeitung" (NWZ) mit einem sehr starken Monopolbewusstsein und ein paar Anzeigenblätter. Es geht uns darum, mit unserer Plattform die Leute dafür zu sensibilisieren, dass die Berichterstattung des Platzhirschen manchmal eher auf Kuschelkurs ist, statt ausgewogen und kritisch zu sein. Die Presseschau ist da ein wichtiges Instrument. Außerdem vergeben wir jeden Samstag die Bratwurst der Woche.
Klingt ja lecker.
Es geht dabei um den sogenannten Bratwurstjournalismus. Wir küren die Autoren solcher nichtssagender Floskeln wie "Für das leibliche Wohl war gesorgt" oder "Am Wochenende wurde wieder das Tanzbein geschwungen".
Und wie reagieren die Oldenburger Blätter auf Ihr Portal?
Eine offizielle Reaktion haben wir im letzten halben Jahr nicht erhalten. Aber persönlich, etwa auf Terminen in der Stadt, haben wir kein Problem mit den Kollegen.
Von den sieben Mitarbeitern des Oldenburger Lokalteils arbeitet aber niemand für die NWZ, oder?
Nein, wir sind alle freischaffend tätig. Allerdings haben ein paar von uns früher für sie gearbeitet, aber das spielt eigentlich keine Rolle.
Bis jetzt ist Ihr Portal vor allem spendenfinanziert. Wollen Sie das Portal auch vermarkten?
Das ist geplant, ja. Über die Spenden decken wir die laufenden Kosten, aber langfristig soll es schon werbefinanziert sein.