
Geburtstags-Special im NDR:
"Extra3" nominiert Erdogan für Satirepreis
"Extra3" war Auslöser des Satirestreits um den türkischen Präsidenten Erdogan. Jetzt will ihn das NDR-Team ehren - ebenso wie Seehofer oder Kohl.

Foto: Fotomontage: Screenshot extra 3/NDR
Das NDR-Satiremagazin "Extra3" wird 40 - und krönt das Jubiläum mit der Verleihung eines Satirepreises. Zu den Nominierten gehören der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und Altkanzler Helmut Kohl.
Komiker Oliver Kalkhofe wird die Auszeichnung vergeben - "an Menschen, die sich in den vergangenen Jahren um die Satire verdient gemacht haben", sagt Redaktionsleiter Andreas Lange am Donnerstag in Hamburg. Erdogan etwa hatte sich über ein kritisches Lied empört, das "Extra3" über ihn verfasst hatte.
In der einstündigen Gala, die das NDR Fernsehen am kommenden Mittwoch um 22 Uhr zeigt, soll es ansonsten nicht um Größen aus Politik, Wirtschaft, Kirche und Kultur gehen: "Wir wollen uns mal nur mit uns selbst beschäftigen", so Lange. Seit der ersten Ausgabe habe sich "Extra3" immer wieder neu erfunden. Nur heute twittert das Team noch recht eifrig ...
Wir sind jetzt 40 Jahre alt. https://t.co/SGnrRZTcaR
— extra3 (@extra3) 21. September 2016
Im Netz sind Satire-Fans jünger
Und: Mit der Sendung hätten sich auch die Zuschauer verändert, erklärt Lange. Während das Stammpublikum im Fernsehen im Schnitt über 60 Jahre alt sei, erreiche "Extra3" im Internet deutlich jüngere Menschen. Die letzte Sendung am Mittwoch zählte etwa 250.000 Fernsehzuschauer (Gesamtmarktanteil: 7,9 Prozent). Das Erdogan-Lied verzeichnet rund 10 Millionen Klicks.
Auch die Reichweite sei gewachsen, betont der Redaktionsleiter. Das habe sich zuletzt im Frühjahr gezeigt, als "Extra3" mit dem Lied über Erdogan einen politischen Eklat auslöste. Erdogan bestellte den deutschen Botschafter ein und verlangte die Löschung des Beitrags, was für die Macher nicht infrage kam.
"Extra3", Keimzelle des Böhmermann-Eklats
Den Konflikt griff ZDF-Moderator Jan Böhmermann in seiner Sendung "Neo Magazin Royale" auf - und verlas ein Gedicht mit dem Titel "Schmähkritik", das sich ebenfalls gegen den türkischen Präsidenten richtete. Erdogan verklagte den Moderator - und in Deutschland brach eine Debatte über Meinungs- und Kunstfreiheit los.
Die Moderation der Jubiläumsausgabe übernimmt wie üblich Christian Ehring. Der 44-Jährige ist sich sicher, dass "Extra3" auch in Zukunft gebraucht wird: "Ich hatte lange das Gefühl, das Satire ausstirbt. Das Gegenteil ist der Fall. Sie war nie wichtiger als heute."
Auch Redaktionsleiter Lange betonte: "Wenn man sich Donald Trump anschaut oder Frauke Petry, die den Begriff "völkisch" wieder positiv besetzen möchte", dann zeige sich, dass es eigentlich oft um realen Irrsinn gehe. Dass "Extra3" der Stoff ausgehe, sei nicht abzusehen.
ps/dpa