
Kommentar von Norbert Möller:
"Irgendwann wird das Google-Logo überflüssig sein"
Haben Sie auch schon über das neue Google-Logo diskutiert? Und immer dieselben Argumente gehört, die am Kern der Sache vorbeigehen? Markenexperte Norbert Möller über die eigentliche Design-Revolution bei Google.
Haben Sie auch schon über das neue Google-Logo diskutiert? Und immer dieselben Argumente gehört, die am Kern der Sache vorbeigehen? Markenexperte Norbert Möller* über die eigentliche Design-Revolution bei Google.
Die Google Erkenntnis
Dass Google ein neues Logo bekommt, finde ich in Ordnung. Es ist ja schon etwas anachronistisch, dass ein digitaler Monopolist eine Serifenschrift, eine sogenannte Antiqua als Schrift fürs Logo benutzt. Was das Unternehmen aber nicht daran gehindert hat, weltweit das erfolgreichste zu sein. Die lustige Filmanimation bei der Logo-Vorstellung durch Google zeigt die ersten Logos, bei denen man sich anscheinend zur Anwendungsanforderungen im World Wide Web wenig Gedanken gemacht hat. Das war unkonventionell, naiv und sympathisch.
Bei der Relevanz und Größe des Konzerns ist es ein natürlicher Lauf, dass das Logo und weitere visuelle Erscheinungsformen immer wieder überprüft werden. Und in der digitalen Welt geht es auf Knopfdruck. Nicht umsonst gab es in der 17-jährigen Geschichte sechs Logoänderungen.
Beim jetzigen Schritt spielt das Logo aber eine Nebenrolle. Es soll uns ablenken. Wir sollen darüber philosophieren, warum das tolle schnörkelhafte humanistische kleine "g" nicht mehr da ist. Und das bei vielen globalen Konzernen die typografische Einfachheit sich durchsetzt. Es gibt hier immer die gleichen Argumente, denn die digitalen Medien schreiben uns vor, wie wir schreiben sollen. Grotesk, einfach, lesbar. Arial sei Dank, jetzt sehen die Office-Dokumente alle schon gleich aus.
Google überspringt das Thema einfach und erfindet eine neue Dimension. Sie kommen daher als niedliche bunte Dots, die Gefühle ausdrücken können und mit uns kommunizieren. Die werden uns ab jetzt begleiten und werden sich in unser Hirn schleichen. Und irgendwann wird das Logo überflüssig sein. Denn mit dieser medialen Macht lässt sich alles durchsetzen, von der 3D Baskerville mit Schatten bis hin zu vier bunten Punkten. Und das hat Google verstanden.
* Norbert Möller ist Executive Creative Director der Peter Schmidt Group. Die international tätige Agentur für Marken- und Designstrategie mit Hauptsitz in Hamburg gehört zur BBDO-Gruppe. Auf der Kundenliste stehen u.a. Bertelsmann, Boss, Lufthansa, Rewe, die Postbank und das ZDF.