Und dann dieses uralte, dem Zerfall nah stehende Taxi. Der Fahrer, ein riesiger Mensch in Hülle und Fülle, mit echter Berliner Schnauze, wollte es genau wissen: "Die Jaguare wollten Sie wohl nicht mitnehmen?" Irgendwie hatte er ja recht. Ich war das Nichts des Abends, obgleich ich mich wohlgefühlt hatte. "People" hatte seine Launch-Party, das wusste der Fahrer. Welche Schauspieler denn da gewesen seien. Katja Riemann fiel mir ein, ich glaubte, Kai Wiesinger erkannt zu haben, doch dann kam mir kein Name mehr.

Der Taxifahrer zählte Namen auf, einen nach dem anderen, jede Menge Namen, die ich noch nie gehört hatte. Ja, Palina Rojinski war da und Bettina Zimmermann, ja, auch. Woher er all die People kennen würde, fragte ich.

"Ich bin selbst Schauspieler", sagte der riesige Mann fast kleinlaut. "Was spielen Sie denn so?", wollte ich wissen. Meist böse Charakter, sagte er, während er durch die Berliner Nacht rauschte. Mörder, Verbrecher, Betrüger. Einmal, da sei er Pfarrer gewesen. Doch einer, der aus dem Knast raus sei. Hans-Ulrich Laux, wie er sich auf meine Bitte hin vorstellte, hat in zig TV-Produktionen und Kinofilmen mitgemacht. Im Internet findet man etliche Einträge über ihn, diese Charakter-Type. Er war Boxmanager, Mafia-Boss, Zirkusdirektor, Sklavenhändler. Auf der Leinwand oder im Fernseher. Alle drei Monate steht er vor der Kamera. "Doch davon kann man nicht leben", sagte er, der schon mehrere Filmpreise eingeheimst hat, etwa der Gilde Deutscher Filmkunsttheater.

Nach einem Dreh habe er einige Angebote auf einmal, dann nichts mehr. So gehe es den meisten Schauspielern. Entsprechend begegnen sie einem besonders oft in Berlin als Kellner, Hilfskräfte oder eben auch als Taxifahrer. Hans-Ulrich Laux hat sich für das Taxi entschieden. "Aus den Kontakten zu den Menschen kann ich viel Material ziehen", sagt er. Einmal, da hat ihm das Taxifahren sogar ein Casting gebracht. Und nach dem Casting wieder eine Filmrolle gekriegt. Auch wenn es keine Hauptrolle war.

Wir sind am Ziel. Als ich ihm das Geld für die Taxifahrt zahle, kommt mir die Situation irreal vor. Wie im Film. Und mir wird bewusst, wie eng Erfolg, Reichtum und Ehre neben dem Davonkannichnichtleben liegen. Filmbusiness ist hart. Doch People are People! Really?


Autor: Jochen Kalka

ist jok. Und schon so lange Chefredakteur, dass er über fast jede Persönlichkeit der Branche eine Geschichte erzählen könnte. So drängt es ihn, stets selbst zu schreiben. Auf allen Kanälen.