
"Rundshow": Blogger Gutjahr sucht TV der Zukunft im Web
Richard Gutjahr startet mit dem Projekt "Rundshow" den Versuch, ein TV-Format im und über das Social Web zu platzieren.
Internet und Social Web als Genese des Fernsehens? Richard Gutjahr versucht sich daran. Der BR-Journalist und Blogger macht sich online auf die Suche nach dem TV der Zukunft – nach der "Rundschau" im Bayerischen Fernsehen nun also die "Rundshow" im Internet. Dort stellt der Journalist, TV-Moderator, Blogger, Social-Media-Verfechter und Apple-Fan das Konzept einer interaktiven "Rundshow" zur Debatte.
Das Ziel der Plattform ist eine allabendliche 30-minütige Live-Sendung, die laut Gutjahr "klassisch am Fernsehbildschirm, als Livestream weltweit über Facebook, zeitversetzt bei iTunes und bei YouTube, sowie in Auszügen in privaten Blogs" zu sehen sein soll. Ganz demokratisch soll die "Rundshow" auf die Beine gestellt werden - das Publikum wird wiederentdeckt. Ein Team von Fernseh- und Webspezialisten – Namen sollen im Lauf des Entstehungsprozesses erst genannt werden – nimmt Vorschläge entgegen, wie Studio und Aufbau des Formats aussehen sollen, was Thema ist und was gefragt werden soll.
Das grobe Gerüst der täglichen Reihe ohne feste Sendezeiten steht schon mal und wird so erklärt: "Bei der Livesendung handelt es sich um ein Talk-, Erklär-, und Showformat, das die Kulturtechniken des Webs auf die Fernsehwelt überträgt. Dabei sollen die Highlights aus dem Netz Abend für Abend in die ca. 30minütige Live-Show einfließen. In einer Zeit, in der sich viele Programme krampfhaft darum bemühen, interaktive Elemente künstlich in ihr Programm zu integrieren, setzt die Rundshow auf bereits vorhandene Gespräche im Netz auf." So spricht der tägliche Talkgast über den Aufreger des Tages und wird mit Fragen von Moderator Gutjahr, aber auch vom Web-Publikum konfrontiert. Dazu gibt es einen kurzen Erklär-Clip. Vorgeschlagen wird für die "Rundshow" uch ein "Web-Check" – Kurznachrichten aus der Welt von Facebook, Twitter und Co, Best of Blogs, Postings oder Hashtags.
Bestimmt sehenswert: der Part "Die Serientäter". Von Montag bis Freitag will die "Rundshow" jeweils eine Mini-Video-Serie präsentieren, über die die User erneut abstimmen können. "Eine Fläche für neue Programmideen und Talente aus dem Netz" will das Team um Blogger Gutjahr damit bieten – mitmachen kann jeder, vom Filmstudent bis hin zum YouTube-Star. Eine App zur Sendung soll das Ganze abrunden – das wäre dann, so stellt das "Rundshow"-Team heraus, die erste Fernbedienung für eine TV-Sendung.
Die analoge Welt will Richard Gutjahr indes nicht abschreiben. Das macht er bei "Rundshow" deutlich: "Der Titel ist eine Hommage an die ‚Rundschau‘, der Nachrichtensendung des Bayerischen Rundfunks, für die ich seit zehn Jahren vor der Kamera stehe. Mit dem Titel möchte ich zum Ausdruck bringen, dass das Format nicht etwa den Bruch mit den klassischen Fernsehformaten sucht, sondern die Stärken der ‚alten‘ um die Möglichkeiten der neuen Welt ergänzen soll." Wie sich das Ganze finanziert? Das wird Gutjahr wohl noch beantworten.