Was kann Social Media, was klassische Kanäle nicht können?
Wenn man ganzheitlich denkt, Social Media nicht losgelöst von der gesamten Kommunikationsstrategie einsetzt und regelmäßig spannende, interessante und neue Inhalte posten kann, schafft man damit viel positives Image für das Unternehmen in einer sehr glaubwürdigen Weise. Das moderne Empfehlungsmarketing kann man nicht kaufen – es ist keine „paid“ media – sondern eine „earned“ media – d.h. nur wenn die Konsumenten oder Kunden wirklich überzeugt sind von der Qualität, Service und gelebten Philosophie, wird dies zu einer wachsenden Bekanntheit führen. In Zukunft wird auf diesen Kanälen auch sehr viel zum sog. „employer branding“ beigetragen werden, wie attraktiv ein Unternehmen als Arbeitgeber ist oder wie es als Ausbilder bewertet wird. Genauso wie es in der Gastronomie oder im Tourismus schon üblich ist, auf die bekannten Rankings zu achten, werden Mitarbeiter sich sehr genau über das Image des Unternehmens im Netz informieren. Last not least erhalten wir über diese Kanäle ein unglaublich schnelles Feedback auf unsere Angebote oder Dienstleistungen – natürlich auch Gegenwind oder Kritik – mit der man lernen muss, richtig umzugehen. Das Selbstbild wird also recht schnell mit dem Fremdbild konfrontiert, nachdem viele Unternehmen jahrelang in ihrem Elfenbeinturm oder einer Blase lebten. Das ist eine Chance!

Wo liegen die größten Fallstricke im Umgang mit dem Kanal und wie kann man sie umschiffen?
Wenn jemand nicht verstanden hat, dass das Web 2.0 interaktiv ausgerichtet ist und dass man hier nur mit authentischer, glaubwürdiger Kommunikation auf Augenhöhe agieren sollte, dann kann dies negative Folgen haben – Stichwort: Imageschaden oder in der virtuellen Welt: Shitstorm. Wer versucht zu kontrollieren oder gar zu manipulieren, hat schlechte Karten! Die herkömmliche Art der Werbung zieht auf all diesen Kanälen genauso wenig wie vollmundige Versprechen, die nicht gehalten werden. Eigentlich ist es wie im analogen Leben, im Prinzip jedenfalls. Noch dazu ist die Echtzeit-Kommunikation eine Herausforderung: schnelles Reagieren ist gefragt. Wer dies alles professionell beherrscht, kann über die Social-Media-Kanäle einen anerkannten Expertenstatus installieren.

Was ist Ihr liebster Social Media-Case? Und welchen finden Sie am schlechtesten?
Ziemlich krass war der Fall „United break guitars“ als warnendes Beispiel, wenn ein Unternehmen Kundenbeschwerden nicht ernst nimmt. Lustig finde ich nach wie vor die Evian-Kampagne „Evian Roller Babies“ – die einfach charmant und witzig gemacht ist. Gute Unterhaltung mit fantasievollen Überraschungen statt platter Werbung ist die Devise.


Autor: Irmela Schwab

ist Autorin bei W&V. Die studierte Germanistin interessiert sich besonders dafür, wie digitale Technologien Marketing und Medien verändern. Dazu reist sie regelmäßig in die USA und ist auf Events wie South by Southwest oder der CES anzutreffen. Zur Entspannung macht sie Yoga und geht an der Isar und in den Bergen spazieren.