Sparkurs im Verlag:
"Spiegel" muss 35 Mitarbeiter entlassen
Erstmals in der Geschichte kommt es beim Spiegel-Verlag zum Stellenabbau. 35 betriebsbedingte Kündigungen sieht der Sparkurs vor.
Der Radikalumbau beim "Spiegel" geht weiter: Das Hamburger Medienhaus muss 35 Mitarbeitern betriebsbedingt kündigen. Entsprechende Zahlen bestätigte eine Firmensprecherin auf Anfrage von Meedia.de. Man habe den geplanten Personalabbau in vielen Bereichen über Vorruhestand und interne Weitervermittlung bewältigt; so sind dem Bericht zufolge mehr als 110 Mitarbeiter freiwillig ausgeschieden.
"Es verbleiben nun – nach heutigem Kenntnisstand – 35 Kündigungen im Verlag über einen Zeitraum von jetzt bis Ende 2017", heißt es beim Verlag - der erwartet, dass sich diese Zahl noch weiter verringern werde.
Jahrelang galt das von Rudolf Augstein gegründete Medienhaus als ein Fels in der zunehmend rauer gewordenen See des deutschen Verlagswesens. Doch die Anzeigenkrise beim "Spiegel" macht dem Traditionsverlag schwer zu schaffen. Seit Sommer 2015 steuert Verlagschef Thomas Hass beherzt dagegen: Er will mit neuen Produkten, digitalen Erlösmodellen sowie einem harten Sparkurs verhindern, dass das Printhaus in die roten Zahlen abrutscht und dadurch mittelfristig seine publizistische Unabhängigkeit verliert.
Mitarbeiter pochten auf "Revolution von unten"
Erstmals in der Geschichte kommt es beim Spiegel-Verlag zum Stellenabbau. Zuvor war nur Spiegel-TV von Personalmaßnahmen betroffen. Bis 2017 solle das Wachstums-und Sparprogramm greifen, hieß es Frühsommer des vergangenen Jahres. Diesen Zeitrahmen hält Der Verlag nun offenbar ein. Dauerhaft soll eine Summe von 15 Millionen Euro eingespart werden.
Die Pläne sorgen naturgemäß für Unruhe: Beim "Spiegel" setzten sich im Frühjahr Mitarbeiter für eine "Revolution von unten" ein, dokumentiert in einem "Innovationsreport" des Hamburger Teams vom Januar. Dort analysierten sie recht nüchtern die Herausforderungen des Nachrichtenmagazins, bei dem nach einem den jahrelangen Kulturkampf ein rigider Sparkurs ausgerufen werden musste. Im Kern beklagen die Mitarbeiter in ihrem Report ein "Markenchaos" beim "Spiegel".
Mit neuen Digitalerlösen Minus bei Print ausgleichen
Sparen ist das Eine, der Aufbau neuer Erlösquellen das Andere: Gemeinsam mit den Chefredakteuren Klaus Brinkbäumer und Florian Harms will die Verlagsspitze 15 überwiegend digitale Projekte aufsetzen. Dazu gehören unter anderem die Bezahlschranke sowie ein Innovationslab, das Ideen für neue Produkte hervorbringen soll.
Grund für den Sparkurs ist, dass sich die wirtschaftliche Lage des Unternehmens deutlich verschlechtert hat. Der Gesamtumsatz ist seit dem Ausstieg des "Spiegel"-Chefredakteurs Stefan Aust vor neun Jahren um rund ein Fünftel Prozent zurückgegangen. Waren es 2007 noch 352,5 Millionen Euro, setzte die Gruppe 2014 noch 284,9 Millionen Euro um.
Deutlich kräftiger brach der Ertrag in diesem Zeitraum ein: Der Jahresüberschuss verringerte sich von 2007 bis 2014 um 48 Prozent auf nunmehr 25,2 Millionen Euro. Hintergrund hierfür sind unter anderem die rückläufigen Werbeumsätze. Sie gingen von 2010 bis 2014 jährlich um 8,2 Prozent zurück. Betrachtet man die Entwicklung bis zum Jahr 2000, so sanken die Werbeerlöse bis 2014 um insgesamt 70 Prozent. Die Zahl der Vollzeitkräfte blieb hingegen konstant.