
Hofer vs. Bator:
"Tagesschau": Bauer und Springer mischen mit in der Schlammschlacht
Jan Hofer und Marc Bator bezichtigen sich in der Bauer- und Springer-Presse gegenseitig als Lügner über die Umstände von Bators Weggang bei der "Tagesschau". Derweil versucht Chefredakteur Kai Gniffke, via "SZ" die Markenfahne hoch zu halten. Eine Medienschau.
Während der Mann hinter der "Tagesschau", ARD-aktuell-Chefredakteur Kai Gniffke, die Markenpflege des Nachrichtenformats in der "SZ" beschwört, liefern sich aktuelle und ehemalige Aushängeschilder in der bunten Presse eine Schlammschlacht. So rechnet der 61-jährige Chef-Nachrichtensprecher Jan Hofer im Interview mit Bauers People-Magazin "Closer" mit Marc Bator ab, der die ARD gerade verlassen hat und zu Sat.1 gewechselt ist. Hofer wirft seinem Ex-Kollegen vor, bei seinen Beschwerden über das ausgefallene Servus gelogen zu haben. Caren Miosga habe Bators Verabschiedung in den "Tagesthemen" toll moderiert. "Dass er dabei keinen vernünftigen Satz rausgebracht hat, ist wohl kaum unsere Schuld. Dann stellt er sich anschließend hin und behauptet, wir hätten ihm in der 20-Uhr-Sendung davor seine Abschiedsworte verwehrt, und das war wissentlich falsch, also ein Lüge", stellt Hofer klar – und spielt auf Bators Auftritt bei bild.de im Nachgang an. Springers Boulevardzeitung stellte dort einen Clip online, in dem sich Bator vom Publikum verabschieden sollte.
Hofer hat aber noch andere Beschwerden über Bator vorzubringen; nach dessen Kündigung habe der Chef-Nachrichtensprecher angerufen und den jungen Kollegen gefragt, ob er noch bis zum Schluss vor die Kamera will. Bator hätte da gleich eine Intrige vermutet. Hofer gegenüber "Closer": "Hätte er bei Sat.1 gekündigt, dann hätte er bestimmt keine einzige Sendung mehr gemacht. Wir haben ihn nach seinem Wunsch dann im Dienstplan gelassen. Er hatte sogar noch zweimal die 20-Uhr-'Tagesschau'. Das sind in einer Sendung so viele Zuschauer, wie er jetzt im ganzen Monat nicht hat", ätzt Hofer. Alles in allem zeigt sich Jan Hofer von Marc Bator "enttäuscht".
"Bild" hat freilich einmal mehr die Gunst der Stunde bei einem Zwist im öffentlich-rechtlichen TV genutzt – und lässt den 40-jährigen Marc Bator im Titelthema der Donnerstagsausgabe zu Wort kommen. Der neue Sat.1-Anchor schießt im Springer-Blatt im Gegenzug gegen Hofer: "Ich kann viel Kritik vertragen, aber der Lüge lasse ich mich nicht bezichtigen. Ich bin an meinem letzten Tag von unserem Chef vom Dienst angewiesen worden, auf Wunsch des Senders jegliche Abschiedsworte zu unterlassen. Wenn Jan Hofer jetzt etwas anderes behauptet, dann ist er der Lügner, nicht ich", so Bator. Weiter nennt er seinen Ex-Kollegen einen "Heuchler". "Er hat mir damals zum Senderwechsel gratuliert und gesagt, dass er meine Entscheidung total versteht. Und jetzt tritt er fies nach. Vielleicht will er so ja nur von seinen eigenen beruflichen Niederlagen ablenken", wirft Bator ein – wohl mit Blick auf den Umstand, dass Hofer 2012 nach zehn Jahren die Moderation der Talksendung "Riverboat" im MDR abgegeben hat. Wobei Bator selbst eine Karriere im unterhaltenden ARD-Umfeld nicht so recht auf die Beine stellen konnte.
Bei so viel Schmutzwäsche muss sich ein Dritter einmischen: Ex-Chefsprecher Jo Brauner. Der 75-Jährige fordert wiederum in der Programmzeitschrift "auf einen Blick", womit der Bauer-Verlag zum zweiten Mal aus der Affäre profitiert: "Die beiden sollten sich vertragen. Solche Streitigkeiten gehören nicht in die Öffentlichkeit. Wenn schmutzige Wäsche gewaschen wird, bleibt immer auch etwas an der ‚Tagesschau' hängen." Unter Brauners Ägide wären Streitigkeiten intern geklärt worden, so "auf einen Blick".
Ach ja, Gniffke hält das Image der "Tagesschau" am Donnerstag in der "SZ" hoch. Er sagt: "Wenn die Menschen wissen wollen, was den Tag über wichtig war, dann erfahren sie das um acht Uhr im Ersten, vorgetragen von einem Mann mit Krawatte oder einer Frau im Kostüm." Alles andere wird offensichtlich in der bunten Presse von Springer und Bauer ausgetragen.