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"Topverdiener" Koch: So patzt "Bild" beim Lohnreport
Ist man mit maximal 1921 Euro Monatsgehalt ein "Topverdiener"? "Bild" sagt ja, W&V Online sieht das Gefälle im Lohnreport etwas anders...
Springers "Bild" schürt gerne Neiddebatten. Am Mittwoch ist es wieder soweit: Die Boulevardzeitung präsentiert in Heft und Netz eine Auswertung der Gehaltsumfrage Lohnspiegel.de. Tenor: Es gebe eine "riesige Lohnkluft in Deutschland". Nicht nur Manager würden üppig kassieren, auch bei "normalen" Berufen gebe es hohe Gehaltsunterschiede, so "Bild". Und nennt als Beispiel den Beruf des Kochs: "Ist es gerecht, dass ein Koch 611 Euro mehr verdient als ein Friseur?" Bis hierher kann die Redaktion von W&V Online noch folgen. Doch dann ordnet "Bild" Köche den "Topverdienern" zu – bei maximal 1921 Euro Bruttomonatsgehalt für einen männlichen Arbeitnehmer im Westen. Das passt zwar zur Ausgangsthese und zum Vergleich mit dem Friseur ("Geringverdiener", maximal 1375 Euro), aber nicht zum ansonsten angeführten Lohngefüge. Klar schreibt "Bild" für die breite Masse, und das Ganze ist eine Frage der Perspektive. Aber bei den stets steigenden Lebenshaltungskosten ordnet W&V Online Köche eher nicht bei den "Topverdienern" ein.
Immerhin werden Chemiker mit 4524 und Mathematiker mit 4504 Euro Maximal-Bruttolohn an die Spitze gestellt in diesem Lohnreport. Doch zwischen ihnen, dem "Topverdiener" Sozialarbeiter (höchstens 3031 Euro) und dem Koch stehen noch diverse andere Berufe, die nicht von "Bild" als Spitzengehälter gekennzeichnet werden. Sogar das eigene Metier, der Redakteursberuf, belegt noch gute Plätze – mit maximal 3688 Euro brutto pro Monat. Welche Kriterien "Bild" für Top oder Flop anlegt – unklar. Immerhin erklärt das Blatt noch, wie es zu den Unterschieden kommt. Interessant ist in diesem Zusammenhang irgendwie, dass "Bild"-Mutter Springer just am Mittwoch verkündet, "den 2010 zusätzlich zu den individuellen Redaktionsbudgets aufgelegten jährlichen Sonderetat für investigative Recherchen von derzeit 1 Million Euro auf 1,5 Millionen Euro" aufstocken zu wollen.