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                    "Verleger sparen am falschen Ende"
                
            Die von Stefan Krüger und Christian Faltin moderierte VDZ-Podiumsdiskussion förderte die Probleme, mit denen Verlage und Blattmacher zu kämpfen haben, zutage.

Foto: Unternehmen
Die deutschen Zeitschriftenverleger haben im vergangenen Jahr 133 neue Print-Magazine auf den Markt gebracht. Die Zahl der periodisch erscheinenden Publikumszeitschriften sei auf einen Rekordstand von fast 1600 gestiegen, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ), Stephan Scherzer, am Donnerstagabend in München. Das Wachstum sei allerdings gefährdet - nicht durch den digitalen Umbruch, sondern durch unfaire politische Rahmenbedingungen, mahnte Scherzer: "Die Zeitschriftenverlage befinden sich in einem Wettbewerbsumfeld, das durch neue Werbebeschränkungen, Schwächung des Urheberrechts, den Missbrauch von Monopolpositionen bis hin zum Steuernachteil digitaler Presse gekennzeichnet ist."
Die Vorsitzende des Verbands der Zeitschriftenverlage in Bayern (VZB), Waltraut von Mengden, sieht dennoch gute Gründe dafür, weiter in Print zu investieren: "Die Deutschen geben für Zeitschriften jedes Jahr immer noch über drei Milliarden Euro aus." Die Werbeerlöse von Zeitungen und Zeitschriften beliefen sich auf über vier Milliarden Euro, sagte von Mengden bei der VZB-Jahrestagung. Demgegenüber fallen die wirtschaftlichen Erfolge des rein digitalen Journalismus nach wie vor kümmerlich aus. Wer also den Digital-Predigern vor zehn bis 15 Jahren gefolgt wäre, wäre heute wahrscheinlich ein bisschen pleite."
GroupM-Manager Boris Schramm führte allerdings an, dass die Verlage nach wie vor in Sachen Digital viel Nachholbedarf hätten. Im Rahmen eines Pilotprojektes hätten die Verlage auf die Frage, wie sie ihre Printinhalte ins Digitale verlängern, um für Markenartikler ein interessantes Umfeld zu schaffen, keine Antwort geben können. Das hat zur Folge, dass Big Spender wie L'Oréal nun eigene Wege gehen. Sie investieren hohe Summen ins Content Marketing, um mit den Endverbrauchern direkt zu kommunizieren, erklärte Andreas Neef, Media Direktor L'Oréal Deutschland.
Kritische Worte fand aber auch die Chefredakteurin von "Madame", Petra Winter. Auf die Frage des Moderators Stefan Krüger, warum bei "Madame" in der Printredaktion 15 Leute sitzen und im Online lediglich zwei, sagte die Blattmacherin: "Wenn die Kunden nicht bereit sind, die Marken zu unterstützen, können wir auch nicht mehr Mitarbeiter im Online beschäftigen". Desweiteren mahnte sie auch ein Umdenken bei den Verlegern an. Es werde oft am falschen Ende gespart - beispielsweise im Bereich Vertrieb. Sie verwies auf Tyler Brulé, den Keynote-Speaker des Abends, der seine Magazine unter anderem in Cafés und eigenen Kiosken verkauft. "Wir produzieren gut gemachte, hochwertige Magazine, die auch erstklassig präsentiert werden sollten, anstatt im Supermarktregel in der fünften Reihe hinten zu landen", so Winter.
lip/dpa
 
                             
                             
                            