Lebensmittelkennzeichnung:
Aldi will den Nutri-Score einführen
Ende September hat Bundesministerin Julia Klöckner ihren Widerstand gegen eine klare Nährwertkennzeichnung aufgegeben. Aldi wird beim Nutri-Score dabei sein.
Rot ist schlecht, grün ist gut: Das soll die Nährwertampel Nutri-Score den Verbrauchern schon auf der Verpackung von Nahrungsmitteln signalisieren. Aldi will das übernehmen.
Von Verbraucherschützern war die Kennzeichnung seit Langem gefordert worden, einzelne Lebensmittelhersteller und Einzelhändler sprachen sich sogar dafür aus - allerdings hatten die zuständigen Bundesminister, zuletzt Julia Klöckner, das System lange blockiert. Ende September gab die Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ihren Widerstand auf: Die Ampel hatte in einer Verbraucherbefragung am besten abgeschnitten (57 Prozent waren dafür). Nun will Klöckner das System "zeitnah" einführen. Die Nutzung bleibe aber freiwillig.
Freiwillig will daher nun Discounter Aldi die Lebensmittelampel einführen - "sobald Bundesernährungsministerin Julia Klöckner die rechtlichen Voraussetzungen dafür geschaffen habe. Aldi hat damit als erste große Lebensmitteleinzelhandelskette angekündigt, die Nutri-Score-Kennzeichnung auf ihre Produkte zu drucken. Das erklärten die Unternehmen Aldi Nord und Aldi Süd der Verbraucherorganisation Foodwatch. Das neue Nährwert-Logo werde auf den Verpackungsvorderseiten von "relevanten Eigenmarken-Produkten" zu finden sein.
Foodwatch begrüßt das - und fordert nun die anderen Unternehmen auf, nachzuziehen, "damit Verbraucherinnen und Verbraucher ausgewogenere Kaufentscheidungen treffen können", sagt Luise Molling. Die anderen LEH-Ketten seien zurückhaltendend. Rewe zum Beispiel habe auf Anfrage von Foodwatch erklärt, man sei zwar bereit mit seinen Eigenmarken "eine Vorreiterrolle zu übernehmen", wolle nach eigenen Angaben aber erst dann eine Entscheidung treffen, wenn das Bundesernährungsministerium ein entsprechendes Regelwerk vorgelegt habe. Der Discounter Lidl warte ebenfalls darauf, dass die Bundesregierung "zügig die entsprechenden Rahmenbedingungen" schaffe, zitiert Foodwatch.
Die Handelskette Edeka und Tochter Netto testen derzeit drei Nährwertkennzeichnungen bei Eigenmarken, darunter den Nutri-Score, und wollen die Ergebnisse abwarten, teilte Edeka Foodwatch mit.
Eine gesetzliche Verpflichtung in Deutschland wird es auch nach Klöckners Einlenken nicht geben, das ist nach europäischen Recht nicht möglich. Frankreich und Belgien beispielsweise haben den Nutri-Score bereits eingeführt, dort bezieht er sich auf den Gehalt an Zucker, Fett und Salz sowie empfehlenswerte Bestandteile wie Proteine. Die Bewertung von A (grün) bis E (rot) erlaubt es, auf einen Blick zu erkennen, wie ausgewogen die Zusammensetzung ist.
Der Lebensmittelkonzern Danone hat bereits im Frühjahr damit begonnen, Produkte schrittweise mit dem Nutri-Score zu kennzeichnen. Auch Iglo und Alpro setzen die fünfstufige Ampel seit Jahresbeginn ein. Online informieren die Marken gemeinsam über Nutri-Score, verlinken Medienberichte und Foodwatch-Argumente.
Internationale Konzerne wie Pepsi probieren es derweil mit farbkodierten Nährwertkennzeichnungen pro 100 Milliliter bzw. Gramm.