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Amazon-Tour: Größtes deutsches Lager öffnet sich für Besucher
Geschlossene Schuhe ohne Absätze sind eine Voraussetzung um an der neuen Amazon-Tour in Bad Hersfeld teilnehmen zu können. Die Führungen sind gut gebucht und auch bei den Quartalszahlen läuft es beim Onlinehändler rund.
Amazon öffnet in Bad Hersfeld seine Tore und gibt Besuchern die Möglichkeit, Deutschlands größtes Logistikzentrum zu besichtigen. Ab dem 24.Juli können Neugierige über die Aktionssite "Amazon besuchen" auch Führungen an diesem Standort des Onlinehändlers buchen. Bislang war dies nur im bayerischen Graben und Koblenz in Rheinland-Pfalz möglich - hier haben einige hundert Interessierte schon die Tour mitgemacht.
Festes Schuhwerk - geschlossene Schuhe ohne Absätze - wird für die rund einstündige Tour, in der sich maximal 30 Besucher pro Termin einen Eindruck über die Arbeitsabläufe verschaffen können, empfohlen. Jeder kann allerdings nicht teilnehmen: Kinder unter sechs Jahren sind nicht erwünscht. Außerdem ist die "Teilnahme mit einem Rollstuhl sowie mit Gehhilfen baubedingt und aus Sicherheitsgründen leider nicht möglich".
"Wir sind überwältigt vom Interesse und hätten mit einer solch großen Nachfrage nicht gerechnet", sagt Amazon-Sprecherin Anette Nachbar. Insgesamt hätten sich schon 1.000 Personen für Amazon-Führungen in Deutschland angemeldet. Das Programm soll deshalb auch auf weitere Standorte in Deutschland erweitert werden, so Annette Nachbar. Mit den Lager-Führungen startete Amazon im Frühjahr vergangenen Jahres in den USA, nachdem der Versandhändler 2013 wegen den Arbeitsbedingungen in seinen Warenlagern in die Schlagzeilen geraten war.
Finanziell zu spüren bekam der Online-Händler die Negativmeldungen damals allerdings nicht, das Unternehmen meldete für 2013 einen Rekordumsatz in Deutschland. Gute Zahlen legt Amazon nun auch für das zweite Quartal 2015 vor. Der Versandhändler meldet für das Gesamtgeschäft einen Umsatzsprung von 20 Prozent und kehrt damit in die Gewinnzone zurück.
Beeindruckend war vor allem die Entwicklung im Cloud-Geschäft, das Rechenleistung auf Amazon-Servern für Startups und etablierte Unternehmen anbietet. Der Umsatz des Bereichs schoss im Jahresvergleich um über 80 Prozent auf 1,82 Milliarden Dollar hoch. Amazon legt erst seit Anfang des Jahres Zahlen für sein Cloud-Geschäft vor. Schon im ersten Quartal gab es einen operativen Gewinn von 256 Millionen Dollar, während Analysten zuvor daran zweifelten, ob der Bereich angesichts des scharfen Wettbewerbs mit Rivalen wie Google und Microsoft überhaupt Profite abwirft.
Insgesamt verdiente Amazon von April bis Juni 92 Millionen Dollar. Im Vierteljahr davor hatte der Konzern noch 57 Millionen Dollar verloren und im Vorjahresquartal 126 Millionen Dollar. Damals hatten vor allem hohe Kosten für die Logistik-Infrastruktur sowie der Flop des ersten eigenen Smartphones Fire Phone die Bilanz belastet. Der Umsatz erreichte knapp 23,2 Milliarden Dollar.
Die Mitarbeiter-Zahl stieg binnen eines Jahres um 38 Prozent auf 183.100 Beschäftigte, in Deutschland arbeiten mittlerweile mehr als 10.000 Beschäftigte für Amazon. Allein in den vergangenen drei Monaten kamen weltweit rund 18.000 Mitarbeiter hinzu. Unter anderem brauche der Konzern mehr Leute für Lager und Call Center, wie Finanzchef Brian Olsavsky in einer Telefonkonferenz mit Analysten sagte. Unterdessen treibe der Konzern auch den Einsatz von Roboter in seinen Logistik-Zentren voran, was den Betrieb effizienter mache.
Amazon hat inzwischen 109 Logistik-Zentren weltweit. Man lege Wert darauf, die Waren näher bei den Kunden zu lagern, sagte Olsavsky. Der Konzern arbeite auch weiter am Ausbau seines Angebots "Prime Now" mit Zustellung binnen einer Stunde. Der Angebotstag "Prime Day" vergangene Woche, habe einen Zustrom neuer Nutzer gebracht. (lih/dpa)