
Arbeitsbedingungen:
Amazon in Bayern:"Jeder Mitarbeiter steht unter generellem Diebstahl-Verdacht"
Amazon kommt nicht aus den Schlagzeilen: Auch im Logistikzentrum Graben im Landkreis Augsburg sollen unfaire Arbeitsbedingungen herrschen. Gegenüber der "SZ" berichten nun auch Führungskräfte vom ständigen Leistungsdruck beim Online-Händler.
Amazon kommt nicht aus den Schlagzeilen: Auch im Logistikzentrum Graben im Landkreis Augsburg sollen unfaire Arbeitsbedingungen herrschen. Das berichten einige ehemalige Mitarbeiter des Online-Händlers gegenüber der "Süddeutschen Zeitung". Sie erzählen von "extremen Leistungsdruck und unmenschlichen Arbeitsbedingungen, von systematischer Überwachung des Arbeitspensums und schlecht temperierten Lagerhallen, die zu zahlreichen Kreislauf-Kollapsen geführt hätten".
In der "SZ" klagen aber nicht nur Leiharbeiter, sondern auch ehemalige Führungskräfte über die Arbeitsbedingungen bei Amazon. Alle stünden unter Druck, auch die festangestellten Führungskräfte. So berichtet eine Führungskraft von "20 Tagen durchgehender Nachtschicht im Dezember - ohne freien Tag". Als sie den ständigen Leistungsdruck nicht mehr aushielt und kündigte, musste sie dann 25 Euro Bearbeitungsgebühr für die Kündigung zahlen. Und: Der Druck werde von den Führungskräften natürlich an die Arbeiter weitergegeben, es bleibe ihnen gar nichts anderes übrig.
Der "SZ"-Artikel protokolliert weiterhin den Alltag der Arbeiter - die im Firmenjagon "Picker", "Packer" und "Cart-Runner" heißen - im Logistikzentrum Graben. 200 Pakete verpacken pro Stunde - das ist dort die Vorgabe in der Pack-Abteilung. Drei- bis viermal pro Tag sei das Rote Kreuz angerückt - Kreislaufprobleme der Arbeiter sind an der Tagesordnung. "Jeder Mitarbeiter steht unter generellem Diebstahl-Verdacht", berichtet Verdi-Gewerkschaftssekretär Gürlebeck. Er habe miterlebt, wie eine junge Frau mit einem Metall-Sensor total eng am Körper abgetastet wurde und ihr vom Security-Mann mehrmals am BH-Verschluss rauf und runter gefahren wurde. "Bei der Security waren heftige Kameraden dabei, das hat an die Bundeswehr erinnert", bestätigt auch eine Führungskraft. Gürlebeck ergänzt: "Mit kommt es vor, als würden die Menschen dressiert werden".
Die Amazon-Pressestelle bezeichnet die Berichte der ehemaligen Angestellten als "haltlos" oder "Einzelfälle". Aber man werde "jedem Vorfall nachgehen", bittet die SZ aber zu berücksichtigen, "dass bei über 88.000 Mitarbeitern weltweit die Bewertung des Unternehmens anhand einzelner Vorfälle sehr schwierig ist".