
Huth + Wenzel:
Andreas Liehr: Mein perfektes Wochenende in Frankfurt
Der Chef von Huth + Wenzel ist Wahl-Frankfurter und Eintracht-Fan. Hier beschreibt er, wie er das Wochenende in der Stadt am liebsten verbringt.

Foto: A. Liehr
Als Norddeutscher habe ich die Main-Metropole mit ihren verspiegelten Betonschluchten, grünen Parkanlagen und dem Main als Meer-Ersatz lieben gelernt. Frankfurt ist weit besser als sein Ruf und bekommt von mir das Prädikat "derbe nice".
Freitag:
Mein Wochenende startet mit einem Besuch der "Gudes"-Trinkhalle am Matthias-Beltz-Platz (siehe Abbildung oben). Hier wird die traditionsreiche Frankfurter "Wasserhäuschen"-Kultur als sozialer Treffpunkt gelebt und aufrechterhalten. Mit einem kühlen Feierabend-Bier in der Hand und guten Freunden an der Seite ist das, vor allem bei sommerlichen Temperaturen, fast schon ein kleiner Mini-Urlaub und ein perfekter Start ins freie Wochenende.
So langsam macht sich dann der Hunger bemerkbar und treibt mich abends noch ins "Chairs" nach Bornheim. Dem Logo zuschulden müsste man eine Shisha Bar vermuten, aber "don't judge a book by its cover", denn das "Chairs" (in der Nähe des Günthersburgparks) hat eine unfassbar gute Küche und wird sogar vom Gault&Millau empfohlen. Probiert die Garnelen mit ordentlich Knobi und frischen Kräutern. Oder noch besser: Ihr bestellt etwas von der Wochenkarte. Denn vor allem hier zeigt sich die innovative Küche.
Übrigens sitzt man im "Chairs" auf Designklassikern der 60er bis 80er Jahre, die außerdem an Ort und Stelle gekauft werden können. Wer sich also nicht in sein Gegenüber, sondern in einen Stuhl verliebt, kann zumindest einen Trostpreis mit nach Hause nehmen.
Samstag:
Meistens geht nur eines: ENTWEDER super Frühstück ODER netter Service. Diese zwei Aspekte zu vereinen, scheint – aus mir unerklärlichen Gründen – oft nicht machbar. Im "Glauburg Café" im Nordend hat man es geschafft, beides zu liefern. Das liegt zum einen an Lena und ihrem Mann Memo, den nettesten Gastronomen Frankfurts, zum anderen natürlich am Frühstücksangebot selbst. Highlight ist definitiv die Frühstücks-Etagere. Sozusagen Tapas am Morgen, von allem ein bisschen und alles bio und regional. Oft trifft man dort Nachbarn und aus einem Tisch für Zwei wird eine ausgedehnte Frühstückstafel.
Wenn es meine Samstags-Planung zulässt, schaue ich beim "43einhalb"-Sneaker Store vorbei, der immer eine gute Auswahl frische Kicks und neue Releases hat. Die Produkt-Demonstration des Sneaker Stores ist auch nicht ohne. Mit Hilfe eines QR-Codes an der Sohle der Kicks, der über eine Präsentationsstelle mitten im Raum eingescannt wird, werden die passenden On-Feet-Bilder in verschiedenen Perspektiven auf Screens übertragen. Für Fans der alten Schule tut es aber auch ein Spiegel im Verkaufsraum.
Mit Apfelwein für den Eigenbedarf und als Geschenk für Nicht-Frankfurter decke ich mich dann noch schnell bei Jens Becker ein, der die "Apfelweinhandlung" im Sachsenhäuser Brückenviertel führt. Übrigens das kleinste, nicht offizielle Viertel Frankfurts. Wer jetzt kitschige Folklore in der "Apfelweinhandlung" vermutet, liegt daneben. Der Laden in der Brückenstraße 21, der vorher eine Apotheke beherbergte, ist designlastig und stylisch eingerichtet.
A propos: Ich mag mein "Stöffche" am liebsten pur. Bestellt bloß keinen Apfelwein mit Limonade, also einen "Süßgespritzten". Ihr lauft Gefahr, mit Heugabeln durchs Dorf getrieben zu werden.
"Eintracht vom Main, weil wir dich alle lieben"
Mit der Eintracht verbindet mich eine große Liebe. Wobei Liebe schon fast etwas untertrieben ist. Ich bin seit 15 Jahren stolzer Besitzer einer Dauerkarte des besten Vereins der Welt! Vor der Eintracht sind alle Menschen gleich und so stehen Anwalt, Finanzmanagerin, Werbefuzzi, Rentner und Kfz-Mechaniker in einer Reihe vereint: "Eintracht vom Main, weil wir dich alle lieben!".
Dabei hat sich in den letzten Jahren auch schon manche Freundschaft entwickelt. Der Samstagnachmittag-Besuch im Waldstadion ist für mich überdies ein super Ausgleich zum Agenturleben. So ein Spiel kommt stellenweise einer morgendlichen Laufrunde mit Sprintabschnitten nahe. Zwischen Glückseligkeit und Anspannung springt der Puls mal schnell auf 180. Dabei lernt man Demut und schult seine Leidensfähigkeit.
Restaurant "Nr. 16" ist eine Frankfurter Institution
Ein Besuch im Stadion macht hungrig und ich brauche etwas Deftiges. Es geht zurück in meine Nachbarschaft, genauer gesagt in das sardische Restaurant "Nr. 16", das vor kurzem in die Löwengasse gezogen ist. Die "Nr. 16" gibt es aber schon seit fast 40 Jahren und ist eine echte Frankfurter Institution. Der Name kommt übrigens vom ersten Standort: der Rohrbachstraße 16. Mit viel Liebe und familiär geführt, fühlt man sich dann tatsächlich weniger als Gast – mehr als Freund oder Verwandter. Die Portionen sind groß und bestellt man ein Glas Wein, wird in der "16" so eingeschenkt, wie man es bei einem guten Freund machen würde: bis zum Rand!
Eine weitere feste Größe in Frankfurt ist mittlerweile auch der "Yachtklub" auf der Sachsenhäuser Mainseite. Verantwortlich für den Yachtklub und viele gute Partys ist Hans Romanov, einer der bekanntesten Clubgründer der Stadt. Der "Yachtklub" ist tatsächlich ein Bootshaus und liegt am Deutschherrnufer/Ecke Alte Brücke. Wenn man nach einer durchtanzten Nacht an Deck steht und sich die Skyline im Wasser spiegelt, das hat schon was. Für mich endet der Abend gegen 2 Uhr. Man soll ja gehen, wenn’s am schönsten ist.
Sonntag:
Sonntags frühstücke ich gerne zu Hause. Wenn das Wetter passt, schnappe ich mir danach gerne mein Longboard und fahre meine Lieblingsstrecke am Main entlang. Vorbei an der "Freiluft Galerie Friedensbrücke", einem Platz unterhalb der Friedensbrücke, der vor einigen Jahren der Frankfurter Graffiti-Szene zur Verfügung gestellt wurde. Hier entstehen in regelmäßigen Abständen fantastische Artworks bekannter Street-Art-Größen wie zum Beispiel Cor und Klark Kent. Ein Besuch lohnt sich also immer!
Mit der Familie bietet sich sonntags ein Besuch des Lohrbergs an, dem Hausberg und einzig verbliebenen Weinberg in Frankfurt - inklusive großartiger Aussicht. Meine Tochter findet ihren Sitzplatz auf dem Lasten-Fahrrad übrigens ziemlich großartig. Wer lässt sich nicht gerne durch die Gegend kutschieren?! Den Platz muss sie sich aber manchmal auch mit Grillzeug und Proviant teilen, denn auf dem Lohrberg lässt es sich ganz wunderbar grillen.
Am Abend mache ich es wohl wie 80 Prozent der Deutschen: Pizza liefern lassen und Tatort schauen. Absoluter All-Time-Favourite ist die Frutti-di-Mare-Pizza von "Ristorante Rucola" auf der Berger Straße: Da kommt wohl doch wieder diese norddeutsche Meer-Sehnsucht hoch.
Zur Person:
Andreas Liehr ist seit 2003 bei Huth + Wenzel in Frankfurt. Davor hat der aus Norddeutschland stammende Werber unter anderem bei D'Arcy in London gearbeitet. Seit 2010 ist der studierte Diplom-Kaufmann schon Agenturchef bei Huth + Wenzel.