
TechTäglich:
Apple: AirTags sollen keine Kinder finden
Vor dem Mittagessen die wichtigsten Meldungen des Tages – das ist TechTäglich, die Technik-Kolumne von W&V. Heute mit zweckentfremdetem Apple-Zubehör und mit Videospielen als Olympia-Sportart in Tokio 2021.

Foto: Apple
Apple: AirTags sollen keine Kinder finden
Heute ab 14 Uhr lässt sich Apples neuer Sachen-Finder vorbestellen. Die AirTags kosten einzeln 35 Euro und im Viererpack 119 Euro. Geliefert wird dann ab nächsten Freitag, 30. April. Die ersten Tests aus den USA fallen überwiegend positiv aus – auch wenn sich der praktische Nutzen der AirTags, die verschwundene Gegenstände per Bluetooth-Signal wieder aufstöbern sollen, erst noch erweisen muss. Bei Komfort und Funktionen hat Apple offenbar einen guten Job gemacht, wie The Verge findet: "Die AirTags sind das Apple-typischste Produkt, das ich seit Langem gesehen habe." Zum Lob fürs Design und für die Genauigkeit der Messungen kommt aber auch Kritik. Wie gewohnt, funktionieren die AirTags nur im Apple-Universum wirklich gut. Erst einige Tricks ermöglichen eine eingeschränkte Nutzung auch mit Android-Handys.
Ohne eine zusätzliche Halterung oder Anhänger, die Apple ab weiteren 35 Euro extra verkauft, lässt sich der Chip kaum sinnvoll an Gegenständen befestigen. Gut, dass hier Fremdhersteller schon für wenige Euro einspringen. Und die AirTags sind offenbar ähnlich kratzempfindlich wie der erste iPod von 2001, wie Verge-Autor Dieter Bohn auf Twitter zeigt. Insgesamt funktioniert das Tracking aber so gut, dass Eltern versucht sein könnten, auch verschütt gegangene Kinder oder Haustiere damit aufzuspüren – soweit es die Reichweite des Bluetooth-Signals ermöglicht. Davor warnt Apple aber ausdrücklich, so Produktmanagerin Kaiann Drance in einem Interview: "Wir haben die AirTags dafür entwickelt, Gegenstände zu finden, und nicht Menschen oder Haustiere." iMore vermutet, dass Apple Beschwerden oder gar Klagen von Eltern verhindern will, deren Kinder von den AirTags nicht gefunden werden. Für Eltern, die ihren Nachwuchs nicht aus den Augen verlieren wollen, empfiehlt Drance eine (deutlich teurere) Apple Watch.
Tokio 2021: Videospiele werden olympisch
Offizielle Olympia-Medaillen für Videospieler gibt es bei den Sommerspielen 2021 in Tokio (falls sie überhaupt stattfinden) zwar noch nicht. Aber in der "Olympic Virtual Series" im Umfeld des Fünf-Ringe-Spektakels dürfen E-Sportler schonmal ran. Das IOC hat jetzt fünf virtuelle Sportevents und Disziplinen vorgestellt, die von 13. Mai bis 23. Juni als offizielle Veranstaltungen zu Olympia 2021 stattfinden – bevor am 23. Juli die eigentlichen Spiele mit echten Sportarten beginnen sollen. Und das sind die fünf virtuellen Olympia-Wettbewerbe: Der Internationale Automobilverband FIA veranstaltet Rennen mit Sonys PlayStation-4-Videospiel "Gran Turismo Sport". Der Radsportverband UCI kümmert sich um virtuelle Radrennen mit dem "Zwift"-Simulator. Außerdem gibt es Wettbewerbe im Baseball, Segeln und Rudern.
Bei künftigen Spielen soll es laut IOC auch olympischen E-Sport im Basketball, im Tennis und im Taekwondo geben. Hier hätten die Verbände bereits ihr Interesse signalisiert. Zu den virtuellen Wettbewerben von Tokio sind laut The Verge aber noch viele Fragen offen. Rund drei Wochen vor dem Start ist unklar, wer überhaupt teilnehmen darf, wie man sich qualifiziert, welche Preisgelder es gibt und wie der Zeitplan der Wettbewerbe aussieht. Momentan wirkt es so, dass das IOC eilig auf den E-Sports-Zug aufspringen will – ohne eine echte Strategie für die Umsetzung zu haben.
Betrugsversuch! Warnung vor dem pinken WhatsApp
"Wie süß ist das denn! Ein pinkes WhatsApp, statt dem langweiligen Grün!" Auf diese Reaktion hoffen die Hacker, die derzeit die höchst gefährliche App "WhatsApp Pink" für Android-Smartphones im Netz verbreiten. Sie soll laut der Cyberkriminellen den gewohnten Funktionsumfang von WhatsApp bieten, aber eben mit einer komplett pinken Bedienoberfläche. In Wahrheit enthält die Datei aber Schadsoftware, die das Smartphone des Nutzers unter ihre Kontrolle bringen will und die versucht, Bankdaten, Passwörter oder Informationen zu Kontakten abzusaugen. Vor dieser Malware warnt jetzt der indische Sicherheitsspezialist Rajshekhar Rajaharia auf Twitter.
Er schreibt: "Vorsicht vor WhatsApp Pink! Ein Virus wird in WhatsApp-Gruppen mit einem APK-Download-Link verbreitet. Klicken Sie auf keinen Fall auf einen Link mit dem Namen WhatsApp Pink. Sie verlieren sonst den kompletten Zugriff auf Ihr Handy. Bitte teilen Sie diese Information mit allen!" Schon allein die Tatsache, dass sich WhatsApp Pink nur als APK-Datei laden lässt, weist darauf hin, dass es sich um keine reguläre und vertrauenswürdige App handelt. Android-Nutzer sollten solche Dateien nur installieren, wenn sie aus einer absolut sicheren und ihnen bekannten Quelle stammen. Wer auf den pinken Trick hereingefallen ist, sollte WhatsApp Pink laut Rajaharia sofort deinstallieren, alle Links zum eigenen WhatsApp-Konto löschen, den Browser-Cache in den Einstellungen leeren und der App sämtliche Berechtigungen entziehen.
Alarm bei Tesla: Auto fährt auch mit leerem Fahrersitz
Vor einigen Tagen kam es in der Nähe von Houston/Texas zu einem Unfall mit zwei Todesopfern, bei dem offenbar niemand am Steuer des verunglückten Tesla saß. Die Polizei fand die beiden toten Männer auf dem Beifahrersitz und auf dem Rücksitz. Sie geht laut Wall Street Journal "zu 99,9 Prozent" davon aus, dass niemand auf dem Fahrersitz saß, und dass der Autopilot das Auto gesteuert hat, als es gegen einen Baum prallte und danach ausbrannte. Nachdem sich Tesla-Chef Elon Musk zunächst gegen die Vorwürfe wehrte, wird nun immer klarer, dass die kalifornischen Elektroautos tatsächlich ohne einen Menschen auf dem Fahrersitz unterwegs sein können – was einen schweren Sicherheitsmangel darstellt.
Das Verbrauchermagazin Consumer Reports, quasi das US-Pendant zur Stiftung Warentest, berichtet jetzt, dass es den Tesla-Geländewagen Model Y in seinen Versuchen auf einer abgesperrten Teststrecke problemlos ohne Fahrer auf die Reise schicken konnte. Dazu mussten die Tester nur den Gurt ins Schloss stecken und ein kleines Gewicht ans Lenkrad hängen, das dem System menschliche Lenkbewegungen vorgaukelt. Weitere Sensoren im Fahrersitz, am Lenkrad oder eine Augenerkennung im Armaturenbrett, die eine solche illegale und enorm gefährliche Computerfahrt verhindern, gibt es zumindest im Model Y offenbar nicht. Consumer Reports übt heftige Kritik an den mittlerweile veralteten Assistenzsystemen des Elektroauto-Pioniers: "Tesla fällt hinter andere Autohersteller wie GM und Ford zurück, die bei Modellen mit fortschrittlichen Fahrerassistenzsystemen Technologien einsetzen, die sicherstellen, dass der Fahrer auf die Straße schaut." Tester Jake Fisher: "Das war ziemlich furchterregend."
Erstmals Grimme-Nominierungen für TikTok-Videos
Die Jury des Grimme Online Award hat erstmals zwei TikTok-Formate für seinen undotierten Preis nominiert. Das gab das Grimme-Institut jetzt bekannt. Auf der Liste der Nominierungen für den Online Award 2021 steht der TikTok-Kanal der Tagesschau, der beim chinesischen Videodienst regelmäßig auf sechsstellige Abrufzahlen kommt. Ebenfalls nominiert ist Wissenschafts-Erklärer Niklas Kolorz, der auf seinem TikTok-Kanal komplizierte Themen vom Mars-Hubschrauber über Schwarze Löcher bis hin zu Talsperren in China leicht und verständlich aufbereitet.
Bedingt durch Corona dominieren dieses Jahr bei den ingesamt 28 Nominierungen viele oft auch "schwere" Informationsthemen. "Es ist wirklich ein sehr ernster Jahrgang", kommentiert Grimme-Direktorin Frauke Gerlach die Liste, die aber nunmal die gesellschaftliche Realität abbilde. Unter den Nominierungen finden sich die Projekte "Corona leichte Sprache", "Pandemia – Die Welt. Die Viren. Und wir" oder auch die Homeschooling-Begleitung "Dulsberg Late Night". Virenfrei sind Vorschläge wie "190220 – Ein Jahr nach Hanau", "Going to Ibiza" oder "Queerkram". Die bis zu neun Gewinner gibt das Grimme-Institut am 17. Juni bekannt.
Wir wünschen ein schönes Wochenende – hoffentlich mit viel Sonne und ohne querdenkende Schauspiel-Populisten.