
Rassismus-Vorwurf:
Astra zieht umstrittenes Motiv zurück
Die Brauerei Astra kämpft mit Rassismus-Vorwürfen. Auf Facebook äußert sich das Unternehmen zu dem Werbeplakat von Philipp und Keuntje.

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Ironie und ein wenig Provokation gehören bei Astra zum guten Ton. Doch ein aktuelles Motiv in Hamburg bringt die Carlsberg-Biermarke in Bedrängnis. Der Spruch darauf: "Wolle Dose kaufen" - darunter der indische Schauspieler Prashant Jaiswal in einem Meerjungfrauenkostüm.
Astra ist Hauptsponsor des Fußball-Clubs FC St. Pauli - und ausgerechnet der Verein gehört zu den stärksten Kritikern. "Rassismus ist nicht lustig und nicht akzeptabel", prangert der Bundesligist auf Facebook an.
Das Unternehmen hat sich ebenfalls auf Facebook zu dem Rassismus-Vorwurf (s.u.) geäußert. Die Brauerei schreibt unter anderem: "Ja, es stimmt, wir bedienen uns ungewöhnlicher Mittel – der Satire, der Überspitzung, der Überschreitung von Grenzen – aber genau das war und ist die Art von Astra, aufzugreifen, was wir gestern und heute, hier und da, sehen und erleben. Wichtig ist uns dabei immer, das dies nicht auf böswillige, sondern humoristische Art und Weise passiert, weshalb wir die porträtierten Personen(gruppen) vorab um ihre ehrliche Meinung befragen." Die Marke weist zudem auf ein Plakat mit einem Rollstuhlfahrer hin, das die Mechanik der Kampagne von Philipp und Keuntje erklären soll.
Die Agentur zeigt sich beschämt
Auch Torben Hansen, Geschäftsführer von Philipp und Keuntje, entschuldigt sich im Namen seiner Agentur und gibt unumwunden zu, dass das Motiv "kein gutes" sei. Team und Kunde hätten sich zwar durchaus Gedanken über die Wirkung gemacht, sich dann aber dafür entschieden, die Werbung zu schalten. "Man kann das nicht vermeiden." Es bleibe eine Gratwanderung, immer wenn Ironie und Satire im Spiel seien. Trotzdem ärgert sich Hansen. Denn nichts lägen ihm und seiner Agentur ferner, als Rassismus zu schüren. Das nächste Kampagnenmotiv werde wieder besser. (app/cob)
Hier das komplette Astra-Statement im Wortlaut:
"Unser aktuelles Motiv sorgt für einigen Wirbel und es scheiden sich die Geister. Manche von euch ärgern sich über einen aus ihrer Sicht rassistischen Beigeschmack, die anderen wiederum sehen in dem Bild vor allem das 'echte Leben', porträtiert mit dem typischen Astra-Augenzwinkern.
Eines möchten wir an dieser Stelle direkt klarstellen:
FREMDENFEINDLICHKEIT IST ZUM FREMDSCHÄMEN!
Auch unser aktuelles Plakatmotiv steht unter dieser Botschaft. „Wie geht das denn bitte?“, fragen sich jetzt die Entrüsteten unter euch. Ja, es stimmt, wir bedienen uns ungewöhnlicher Mittel – der Satire, der Überspitzung, der Überschreitung von Grenzen – aber genau das war und ist die Art von Astra, aufzugreifen, was wir gestern und heute, hier und da, sehen und erleben. Wichtig ist uns dabei immer, dass dies nicht auf böswillige, sondern humoristische Art und Weise passiert, weshalb wir die porträtierten Personen(gruppen) vorab um ihre ehrliche Meinung befragen. So auch beim letzten Motiv „Läuft auf St. Pauli“, das wir in enger Abstimmung mit dem Behindertensportverband entwickelt haben: https://www.brs-hamburg.de/…/494-ein-neues-astra-plakat.html. In diesem Fall war es unser indischer Mitbürger Monty, der in Hamburg längst Kultstatus genießt und ein „Like“ für die Kreation vergab.
Unsere Art, wie wir die Dinge angehen, ist sicher nicht die Weichspüler-Werbevariante – aber Astra wäre nicht Astra, wenn wir nicht auch mal anecken. Trotz allem bedauern wir, wenn das ausgewählte Motiv für manche von euch die Linie einen Fußtritt zu weit überschritten und euch im Ergebnis verärgert hat. Wie durchlässig diese Grenze zum rassistischen Klischee ist, haben wir durch eure Reaktionen gemerkt. Denn das Plakat ist in den Augen vieler von euch der Vielfältigkeit und bunten Gleichberechtigung unserer Gesellschaft, an die Astra zutiefst glaubt, nicht gerecht geworden. Wir wollen sympathisch, einladend, kauzig, eigen, humorvoll und eben Hamburg sein. Hier ist uns das nicht geglückt. Daher entschuldigen wir uns für den Unmut, den wir mit dieser Idee bei euch verursacht haben und stoppen die Kampagne, um intensiv an einem angemessenen neuen Motiv zu arbeiten."