Best4 :
Aufgabe der Medien, Vertrauen und Verlässlichkeit zu schaffen
Die große Print-Show der fünf Medienhäuser konzentrierte sich diesmal voll und ganz auf ein Thema: Vertrauen. Ein Nachmittag gegen die Fake-Erscheinungen sozialer Medien.
Die Wahrheit. Bei der diesjährigen Veranstaltung der Best4 ging es um nichts als die Wahrheit. Wobei der Eventname der Verlagsriesen täuscht, sind es doch 5 Medienhäuser, die sich über die Themen Vertrauen, Glaubwürdigkeit und Wahrheit Gedanken machten. Und darüber im E-Werk im Zentrum Berlins diskutierten.
Im wechselnden Reigen der Gastgeber begrüßte diesmal Philipp Welte als Burda-Vorstand die rund 200 Gäste, die wie in einer Arena im Kreis um die Bühne saßen. Von „Kompetenz bündeln“ sprach Welte, von mehr als 9000 Journalisten, die für die fünf Medienhäuser auf der gesamten Welt arbeiten würden. Es gehe mehr denn je um Vertrauen in die Medien, in die Marken und in die Kommunikation. Die in den Medien „wiedergegebene Wirklichkeit“ stünde im Gegensatz zu den „manipulierten Wahrheiten“. Es sei die Aufgabe der Medien, Vertrauen und Verlässlichkeit zu schaffen.
Mit kuratiertem Journalismus gegenhalten
Grünen-Politikerin Renate Künast erzählte einige persönliche Erlebnisse ihrer Hate-Show auf sozialen Medien. Es war durchaus zu spüren, dass es nicht immer leicht ist, auf einer öffentlichen Bühne zu stehen. Um den Hatern eine Fläche zu geben, richtete Renate Künast ein „Hass-Tool“ auf ihrer Facebook-Seite ein. „Hauen Sie einen raus“, forderte sie, „doch es hat sich dadurch nichts geändert“, sagt sie. Ihre Hate-Eindrücke hat sie in einem Buch publiziert. Mit Künast auf der Bühne war Funke-Chefredakteur Jörg Quoos. Er betonte immer wieder die Grenze, die es gebe, vor allem, wenn Fälle justiziabel würden. „Wir Journalisten können noch am besten damit umgehen“, sagte Quoos. „Wir halten dagegen, indem wir kuratierten Journalismus bieten.“ Quoos sieht gute Chancen, „uns zu behaupten“.
Um eine andere Art von Enthüllungsjournalismus ging es in der Gesprächsrunde mit Playboy-Chefredakteur Florian Boitin und Box-Weltmeisterin Regina Halmich, die sich einmal hüllenlos in dem Männermagazin zeigte. „Vertrauen entsteht durch die Mitwirkenden, durch den Fotografen, durch das Team“, sagt Boitin. „Wir arbeiten mit Menschen, die wiederum für Marken stehen.“ Halmich stand zu ihrer Foto-Session, nur ihre Mama fand es nicht so toll, sagt sie, sie habe es erst kurz vorher gesehen. Gemeinsam gestalten, was Prominente erzählen wollen, etwa bei der Hochzeit von Guido Maria Kretschmar, postulierte in der gleichen Gesprächsrunde Gala-Chefredakteurin Anne Meyer-Minnemann. Auf die Hochzeit habe sie ein Jahr hingearbeitet.
Keine Anzeigen als Schweigeprämie
Besonders spannend dann die Abschlussrunde des GIK-Events, bei der es um Trusted Brands ging, „Vertrauen als Basis für langfristigen Markenerfolg“. Alain Uyttenhoven, CEO Toyota Deutschland, berichtete von den technischen Problemen mit Bremsen vor gut einem Jahrzehnt. Toyota habe die Fehler sofort zugegeben und sich öffentlich entschuldigt. „Wir riskieren lieber negative Schlagzeilen als Ihre Sicherheit“, hatte der CEO damals auch in Deutschland kommuniziert, über Anzeigen, obgleich es hierzulande keine folgenschwere Unfälle gegeben habe. Anders in den USA, wo sich aber jede Woche rund 50 Anwälte bei Toyota melden. „Dort hatten uns Medien auch vorverurteilt, bis der Freispruch kam“. Der Umgang der Medien in Deutschland sei dagegen sehr fair gewesen.
„Dass man die Kirche im Dorf lasse, mit den Leuten reden solle“, sei die erste Spielregel der Medien, auch wenn man natürlich kritisch nachfragen müsse, sagte Ulf Poschardt, Chefredakteur der Welt. Anzeigen als eine Art Schweigeprämie sei ethisch nicht gedeckt. Poschardt wurde dann geradezu philosophisch, hier in leicht gekürzter Form: „Zwischen verschiedenen Milieus verlieren wir die Diskursfähigkeit. Wir verlieren die Sprachfähigkeit. Auch in der Politik. Wir haben Milieus, die sich nicht mehr über eine gemeinsame Sprache austauschen, dass ein Dialog unmöglich wird. Das ist neu. Das untergräbt das Fundament der offenen Gesellschaft. Für uns Medien wird immer wichtiger, dass wir ein Ort sind, an dem substantielle, verantwortliche Diskussion stattfindet. Wir Medien sind verantwortlich dafür, dass das gemeinsame Band der verschiedenen Weltanschauungen intakt bleibt, das ist im Augenblick nicht so.“ Für diese Sätze erntete Poschardt Zwischenbeifall.
In einer ganz anderen Welt sieht sich Petra Winter als Chefredakteurin Madame: „Wir sind ein elitäres Heft, sagen es ganz bewusst, Madame ist ein Luxusmagazin.“ Unterhaltung sei natürlich was anderes als knallharter Newsjournalismus. „Ich kriege keinerlei Hassmails, eher Komplimente, selbst, wenn hintenraus Kritik folgt."
Qualität schafft Vertrauen: Bei dem Event Best4 bekennen sich Springer, Bauer, G+J, Funke und Burda außerdem zu einer Agenda für mehr Qualität in 5 Punkten: "True Media".