Und auch "Bunte"-Chefredakteurin Patricia Riekel wird ins Feld geführt, die meint, Laura Himmelreich hätte Brüderle beim ersten Kommentar, der ihr anzüglich erschien, sofort deutlich in seine Schranken weisen oder gehen können. Dazu packt "Bild" eine eigene Abstimmung unter 63.000 Bild.de-Lesern. Demnach sind 76 Prozent der Meinung, Brüderle müsse sich für seine Worte nicht entschuldigen und 75 Prozent halten es für falsch, dass der "Stern" den Artikel überhaupt gedruckt habe.

Immerhin endet der "Bild"-Artikel mit dem Vorschlag von Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler, dass er trotz der vermuteten "Kampagne gegen die gesamte FDP" eine gesellschaftliche Debatte über Sexismus als notwendig einstufe. Auf Anfrage äußert sich Parteimitglied Hasso Mansfeld gegenüber W&V Online ähnlich; der Kommunikationsberater und Mitinitiator der Gruppe FDP Liberté bedauert indes, dass der Schuss des "Stern" aus seiner Sicht nach hinten losgegangen ist: "Dadurch, dass ein vergleichsweise harmloser Fall als ‚Trigger‘ genommen wurde, ermöglicht man der Fraktion der Grabscher und Chauvis auf breiter Bühne zu agitieren. Denn jetzt können sie ihrerseits den Casus aufgreifen und es zur Verharmlosung von Sexismus instrumentalisieren. In der Geschichte gibt es daher nur Verlierer: die beiden Protagonisten, der ‚Stern‘ und die Antisexismus-Bewegung", so Mansfeld.

Die Hotelbar-Affäre zeige seines Erachtens auch eine "zu große Nähe von Journalismus und Politik". Mansfeld: "Von den politischen Redakteuren, die sich gerne als die Elite ihrer Zunft betrachten, wird nur allzuhäufig mit den Fingern auf ihre Kollegen aus den Wirtschaftsredaktionen gezeigt, denen sie mangelnde Distanz zum Objekt der Berichterstattung vorwerfen. Für mich stellt sich schon lange die Frage, ob es angebracht ist, dass Journalisten im selben Flugzeug reisen wie Kanzler oder Minister." Reisekosten würden dann vom Objekt der Berichterstattung übernommen und die Mitnahme in der Kanzlermaschine gelte als Prestigesache. Unabhängigkeit werde dadurch nicht gefördert, gibt der FDP-Mann zu bedenken.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.