Vermuteten Beobachter zu Jahresbeginn noch, dass die Werbekampagnen mit dem Ende der Abwrackprämie eine Rabattmentalität ohne gleichen einläuten, wurden sie zur Jahreshälfte positiv überrascht: 100 Millionen Euro investierten die Automarken im ersten Halbjahr 2010 in reine Imagekampagnen – ein Plus von 36 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum und eine Verdopplung innerhalb der letzten fünf Jahre. „Werte bedeuten wieder was, zumindest in der Autowerbung – und gerade hier hat das Ansehen einer Marke traditionell einen besonders hohen Stellenwert. Das Image ist und bleibt eines der wichtigsten Differenzierungskriterien und damit nachhaltiger Schlüssel zum Erfolg“, analysiert Markus Eiberger, Leiter des Fachbereichs Research & Services der Motor Presse Stuttgart.

Vor allem die Nachwehen der Abwrackprämie und das durch die teils gesättigte Kauflust der Deutschen bei vielen Marken deutlich niedrigere Zulassungsniveau schlagen sich zwangsläufig auch in höheren Marketingausgaben pro Neuzulassung nieder. Davon betroffen sind in erster Linie Marken, die 2009 von der Abwrackprämie profitieren und ihre Verkaufszahlen kräftig steigern konnten, 2010 allerdings mit erheblichen Absatzrückgängen zu kämpfen haben. So erhöhte sich der Bruttowerbeaufwand pro neuzugelassenem Fahrzeug bei den deutschen Marken im ersten Halbjahr 2010 um durchschnittlich 41 Prozent. Der Grund für die Teuerung: Während sie ihre gesamten Werbeausgaben lediglich um ein Prozent kürzten, fiel der Rückgang ihrer Neuzulassungen von 21 Prozent stärker ins Gewicht.

Bei den Importeuren zeigt sich diese Entwicklung noch drastischer: Ihre Neuzulassungen gingen im ersten Halbjahr 2010 um 39 Prozent zurück, die Werbebudgets um vier Prozent. Die Werbekosten pro neuzugelassenem Fahrzeug stiegen im Durchschnitt um 53 Prozent an. Spitzenreiter ist hier Jaguar mit 2.752 Euro, für Mitsubishi erhöhten sich die Werbeausgaben pro neuzugelassenem Fahrzeug sogar um mehr als das Dreifache.


Autor: Rolf Schröter

Rolf Schröter ist Chefredakteur der W&V und interessiert sich nicht nur deshalb prinzipiell für alles Mögliche. Ganz besonders für alles, was mit Design und Auto zu tun hat. Auch, wenn er selbst gar kein Auto besitzt.